Sünden der Vergangenheit

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Mit seinem neuen Roman erfährt Don Winslow nun dank seines gestiegenen Bekanntheitsgrades eine besondere Würdigung: Es ist sein erster Krimi, dem die Ehre eines Hardcovers zuteil wird. Und es ist ein echter Hingucker geworden. In minimalistischem Schwarz gehalten ist auch der Buchschnitt schwarz eingefärbt und fällt so in jedem Buchregal ins Auge.
Da der Klappentext außer 15 Wörter eigentlich gar keine Aussage beinhaltet, sei mir ein Wort zum Inhalt des Buches gestattet: Das Buch setzt vor den Geschehnissen des Buches „Zeit des Zorns“, bzw. der Verfilmung „Savages“ von Oliver Stone ein. Winslow erzählt, wie es zu der aus dem Vorgängerbuch bekannten Menage à trois aus Ben, Chon und O und deren florierendem Drogenhandel kommen konnte.
Nebenbei verschränkt er auf großartige Weise die Erzählung über den Werdegang der drei Protagonisten mit episodenhaften Rückblenden auf die Eltern der drei Charaktere. Der Autor demonstriert hier einmal mehr den Wahrheitsgehalt des Ausspruches „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“.
Dies ist nahezu brillant gemacht und zeigt einmal wieder, dass kaum ein anderer zeitgenössischer Krimiautor diese Erzählform so gut wie der Amerikaner beherrscht.
Leser, die das erste Mal mit dem Autoren Don Winslow in Kontakt kommen, seien aber vorgewarnt: Die Sprache und Form seiner Bücher sind alles andere als gediegene Plots mit glatt gebügelter Sprache.

Atemlos, gehetzt mit stakkatohafter Syntax prügelt Winslow den Leser durch das mit 304 Kapiteln auf 349 Seiten gespickte Buch und lässt ihn niemals zur Ruhe kommen.
Meine vorherigen euphorischen Rezensionen zu Don Winslows Werken sollten gezeigt haben, dass ich den Autor wie kaum einen zweiten schätze. Doch hier toppt er sich einmal wieder selbst, da er seinen erzählerischen Duktus wie kein anderer Autor variieren kann (von Drehbuchschnippseln bis hin zu einem Wikipedia-Eintrag ist so gut wie jede Erzählform vorhanden) und auch vor Brutalitäten genauso wenig wie vor anderen expliziten Darstellung nicht zurückweicht.
Extrem gut gemacht finde ich auch die Art und Weise, wie er die losen Fäden auch aus anderen Standalones mit seinem neuen Roman verknüpft (Frankie Machine hat genauso wie Bobby Z seinen Auftritt). Insgesamt ein rundes Werk, das einen auch „Zeit des Zorns“ mit neuen Augen sehen und lesen lässt.

Insgesamt ein genauso schnelles wie hartes, rückblickend wie handelndes, verträumtes wie aggressives Buch, das Don Winslow sicherlich einige neue Fans bescheren wird!