Erstlingswerk mit Entwicklungspotenzial

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obilot Avatar

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Der Kinder- und Jugendroman Kitty Kathstone ist etwas ganz besonderes. Nicht nur, dass er von dem Hund der Autorin (Entschuldigung, natürlich von einem edlen Saluki, darauf wird in dem Buch ja ausdrücklich Wert gelegt) erzält wird, sondern er ist auch das Erstlingswerk der Schriftstellerin Sandra Öhl. Und damit nicht genug, für die Publikation des Werkes wurde von der Familie Öhl scheinbar eigens ein Verlag gegründet. Interessant wäre es an dieser Stelle gewesen, wenn man im Nachspann des Buches oder auf der Homepage etwas mehr über dieses doch recht ungewöhnliche Vorgehen zu erfahren könnte.

Inhaltlich erinnert der Roman stark an Harry Potter. Das Mädchen Kitty Kathstone erfahrt eines Tages, dass sie nicht wie andere Menschen ist, vielmehr ist sie eine Wehrkatze (leider wird auf diesen, mir bislang nicht bekannten Begriff nicht weiter eingegangen). Ab nun besucht sie eine Schule für magische Wesen, in der sich alle möglichen Fabelwesen geradezu tummeln. Als eine potenzielle zukunftige Angehörige der Guardians soll sie ab nun lernen das Gleichgewicht der Welt, in der sich das Gute und das Böse die Waage halten sollen, zu erhalten.

Da die Geschichte stark an die von Harry Potter erinnert und die Messlatte damit sehr hoch legt, sollte meiner Meinung nach auch ein direkter Vergleich mit dieser erlaubt sein. Die Idee der Geschichte, wenn auch auf der berühmten Vorlage basierend, ist ganz gut, immerhin enthält sie ja auch eine ganze Reihe inovativer Details der Autorin. Doch sowohl die Figuren als auch die Handlung erscheinen insgesamt etwas unausgereift. Die zahlreichen Personen und magische Wesen der Handlung sind sehr farblos und oberflächlich beschrieben. Ich konnte mich nur schwer mit diesen Charakteren anfreunden. Auch die Handlung ist für meinen Geschmack leider etwas fad. Irgendjemand hat einen Diebstahl begangen und Kittys Großmutter ist verschwunden. Die Handlung folgt stringend der Aufklärung dieser beiden Tatsachen, ohne irgendwelcher Nebenschauplätze, und wirkt in dieser Hinsicht etwas fantasielos. Ganz anders verhält es sich bei Harry Potter, dort wird von vor lauter Aktion geradezu in die Geschichte hineingezogen. Die dirkete Ansprach des Lesers überrascht zuerst einmal und ist ein interessanter Erzählstil. Doch dieser schleift sich nach der x-ten Anrede des Lesers mit dem immergleichen Spruch "...geehrter Leser..." zusehens ab. Man kann schon erahnen mit welchen Worten der Saluki Larry sich gleich wieder im nächsten Absatz an uns wenden wird - leider, denn aus dem Stilmittel der direkten Ansprache hätte man sicher mehr machen können, z. B. den Leser mehr in das ganze Geschehen einbinden können (durch Fragen, Reflektionen und dergleichen). Zu guter Letzt muss ich dann noch mal auf den edlen Saluki kommen. Ein Hund als Erzähler eines Kinderbuches ist eine durchaus gelungene Idee, wenn der Hund doch nur nicht so eitel wäre, und dies auch noch in jedem zweiten Satz betonen müsste. Was mir an dem Buch jedoch sehr gut gefallen hat, war das wirklich tolle Cover sowie die Gestaltung der Kapitelüberschriften.

Als Fazit ergibt sich daraus, an die Romane von Harry Potter reicht Kitty Kathsstone bei weitem nicht ran. Etliche Elemente wie der Hund als Erzähler, die direkte Ansprache des Lesers und das Handlungsmotiv sind gute Ideen, allerdings wurden sie in dem Roman nicht so gut umgesetzt. Alles in allem ein Roman mit reichlich Entwicklungspotenzial. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.