Momentaufnahmen

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marionhh Avatar

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Berlin vor dem Mauerbau: Teenager Markus knipst alles, was ihm vor die Linse seiner Agfa Kamera kommt und erlebt dabei die typischen Wirrnisse des Erwachsenwerdens.

Sicherlich keine leichte Zeit, um als Berliner Teenager sich selbst zu finden (wann war es das jemals?), aber eine interessante. Mitten im Wirtschaftswunder lebt Markus in seiner gut bürgerlichen Familie, während draußen große politische Umwälzungen vor sich gehen. Nach dem Auszug der Nachbarn zieht ins Nebenhaus eine italienische Familie ein. Ich prophezeihe, dass die sehr spießigen Eltern von Markus mit der italienischen Lebensart nicht gut umgehen können und eher fremdeln, während Sohnemann sich in die Tochter verliebt.

In zwei Textstilen erzählt der Autor die Geschichte, deutlich abgehoben durch die unterschiedlichen Schriftarten. Zum Einen ein recht unpersönlicher Stil im Präsens, in welchem jemand (Markus?) mit Du angesprochen wird – man könnte auch „man“ sagen, der aber ebenso die Erlebnisse und Gefühle darstellt wie die Ich-Form, in welcher Markus selbst zu Wort kommt. Ersterer ist wohl eine Art Rückschau auf Vergangenes, als „Du“ jung war. Letzterer ist deutlich gefälliger und flüssiger und dementsprechend auch besser zu lesen. Besonders interessant ist die Jugend in Berlin, einerseits ist man jung, profitiert vom Wirtschaftswunder und schwärmt für Elvis, andererseits werfen politische Großereignisse ihre Schatten voraus. Und durch Markus erfahren wir Momentaufnahmen der kleinen und großen Geschehnisse in seinem Leben.

Fazit: Der historische Hintergrund ist interessant, dennoch sind Schreibstil und Materie nicht so mein Ding. Mich stören die Einschübe, d.h. die „Du“-Kapitel, daher eher nichts für mich.