Erinnerungen an die erste Liebe

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Markus lebt zur Zeit des Berliner Mauerbaus mit seinen Eltern, der Oma und seiner Schwester Hanna im "Westen" Deutschlands.
Zur Zeit von Elvis Presley, Pomadentolle und Niethosen, die allesamt zu Hause verpönt werden, gewinnt Markus auf dem Ostermarkt eine Agfa Clack. Dieser Fotoapparat öffnet eine neue Möglichkeit für ihn, er fotografiert Hanna auf dem Ostermarkt vor der Raupe mit zwei Halbstarken und hat so ein kleines Druckmittel gegen sie - Klack. Dann ein Foto von den Nachbarn - Klack. Die zerbrochene Brille von Harald - Klack. Die Beschreibung dieser Fotos finden sich zu Beginn jeden Kapitels mit anschließender Geschichte wie sie zustande kamen. Dadurch wirkt das Buch aber keinesfalls wie mehrere aneinandergereihte Geschichten, es wird dadurch schön gegliedert und geben dem Buch eine besondere Note.
Markus ist ein sehr sympathischer Protagonist, der sich in ein italienisches Mädchen (Clarissa) verliebt, dessen Familie in dem Nachbarhaus einzieht, welches von seiner Oma nur der "Schandfleck" genannt wird. Die italienische Familie zieht die Aufmerksamkeit der Ortsansässigen auf sich, als Zigeuner und Spaghettifresser betitelt schauen viele skeptisch auf die neue Eisdiele und den grün-weiß-rot gestreiften Eiswagen, vorallem Markus´ Oma.
Trotzdem versucht Markus immer in Clarissas Nähe zu kommen. Im Kino sieht er sich sogar einen Kinderfilm an, anstatt die glorreichen Sieben, nur um neben Clarissa zu sitzen.
Schließlich versucht er durchs Gitarre spielen in ihre Nähe zu kommen und lässt sich von Clarissas Vater unterrichten. Während er seiner Traumfrau immer näher kommt errichtet seine Oma im Garten einen Zaun zwischen den Grundstücken.
Klaus Modick hat mit Witz das Thema Mauerbau auf diese beiden Familien bezogen, die ihren "privaten" Mauerbau im eigenen Garten haben. Schließlich kommt es so weit, dass die Oma eine Mauer zwischen den Grundstücken bauen lässt, damit wird sie jedoch zum Gespött der Nachbarschaft.
Der Schriftsteller hat einen sehr erfrischenden Erzählstil und benutzt schöne neue Elemente, wie z.B. die Fotos die sich durch das gesamte Buch ziehen. Im Nachhinein, bzw. während des Lesens erklärt sich auch der Buchtitel, der jedoch vorher nicht sehr ansprechend für mich war. In dem Buch steckt mehr, als es zuerst vermuten lässt. Allein durch den Klappentext und die Gestaltung des Covers hätte ich dieses Buch wahrscheinlich niemals im Buchgeschäft ausgewählt, aber schon nach der Leseprobe gefiel es mir sehr gut.
Der Autor schafft es, dass man sich die Handlung bildlich vorstellen kann und man auch parallelen zur eigenen Kindheit/ Jugend schafft. Leider war das Ende für mich etwas zu abrupt, was der Qualität dieses Buches jedoch nicht geschadet hat.
Alles in Allem hat das Buch eine sehr schöne, reale Thematik, wirkt lebensecht, witzig und kritisch.