Klack

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Eine Situation, die die meisten Leser kennen: Man möchte endlich mal Ordnung machen, alte Sachen gründlich aussortieren, Platz schaffen, möglichst schnell. Und dann stößt man unseligerweise auf eine dieser Kisten, in der in der hintersten Ecke ein paar Fotos die Jahrzehnte überdauert haben, meistens mies ausgeleuchtet, verschwommen und auch von der Motivwahl nicht der Knaller. Deshalb haben sie den Eingang in die wohlgehüteten, mehr oder weniger oft hervorgeholten Fotoalben im Wohnzimmer nicht geschafft und sind fast vergessen worden. Doch jetzt hält man sie in Händen und alte Begebenheiten, fast vergessene Menschen und Gefühle machen sich breit. Das mit dem Ordnungmachen kann man erst einmal vergessen...
So taucht auch in "Klack" ein Stapel alter Schwarzweißfotografien auf, der den Erzähler in seine Vergangenheit entführt. Es sind die Jahre 1961/62, die Zeit von Wirtschaftswunder, Rock´n´roll, beginnendem Zuzug von Gastarbeitern, aber auch von Kaltem Krieg, der Angst vor einem atomaren Dritten und den Nachwehen des vergangenen Weltkriegs. Der Autor erzählt sehr detailfreudig, anschaulich, amüsant und unterhaltsam. Er schaut seinem jüngeren Ich mit dieser Mischung aus Ironie, Melancholie, leichtem Neid, Glück und auch ein wenig Mitleid zu, die auch einen selbst zuweilen packt, wenn man an frühere Jahre denkt. Obwol ich doch eine ganze Reihe von Jahren jünger bin als der Autor, habe ich doch sehr vieles wiedererkannt, sowohl Materielles, wie bestimmte Marken oder Werbungen, als auch Emotionales, wie z.B. die latente Angst vor einem neuen Krieg, insbesondere auch vor den regelmäßig stattfindenden Sirenenübungen. Anscheinend war früher die Halbwertszeit solcher Erfahrungen einfach länger als heutzutage. Ganz oft konnte der Autor mich mitnehmen in diese ferne Zeiten der Jugend, befremdet wie immer bei der Lektüre solcher Jungenerinnerungen - denken pubertierende Jungs tatsächlich immer nur an Sex? -, manchmal etwas gestört durch die allzu forciert jedem Kapitel vorangestellten Gedanken zu dem Phänomen der Erinnerung an sich und der Rolle, die dabei Fotos spielen. Aber auch sehr schöne Überlegungen fanden dort Platz. Und so kam es ganz oft dazu, dass ich mich über das Buch hinaus in eigene Erinnerungen verloren habe, dass ich Lust bekommen habe, die erwähnten, in meiner Jugend aber natürlich schon "hoffnungslos opamäßigen" Lieder nachzuhören und möchte dem Autor dafür danken, dass er mit seinen "Fotos" "die Erinnerungen wie Zeltstöcke, über denen der Stoff des Gewesenen hängt (aufspannt)" (Zitat)