Markus und seine Agfa Clack

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Nachdem ein Gewitter seinen Dachboden verwüstet hat, stößt Markus auf alte Fotos, die er damals mit seiner ersten Kamera gemacht hat. Dies ist für ihn der Anlass zu einer Reise in die Vergangenheit.
Anfang der 60er Jahre gewinnt der 15jährige Markus mit einem Los auf dem Osterfest eine Agfa Klack. Die Schnappschüsse, die er damit macht, sind mit vielen Erinnerungen und kleinen Geschichten verbunden. Es ist die Zeit des Mauerbaus, den Sonntagen mit Rouladen und dem guten Service, aber auch die Zeit der Pubertät und des Erwachsenwerdens. Während die Eltern versuchen, die Nazi Zeit zu ignorieren und sich im Wirtschaftswunder sonnen, beginnt für den Jungen eine andere Zeit. Er findet die Musik von Elivs Presley und Buddy Holly toll, sieht die Raupe auf der Kirmes als ein großes, fantasiegeladenes Abenteuer an und träumt während der Tanzstunde vom ersten Kuss. Doch dann zieht in das heruntergekommene Haus gegenüber eine italienische Familie ein und er verliebt sich in deren Tochter Clarissa.
Das Buch besticht durch seinen ruhigen und gleichmäßigen Erzählstil und zwischen den Zeilen weht für mich ein Hauch von Nostalgie herüber. Auf der einen Seite wird sehr gut deutlich wie die Menschen die Vergangenheit unter den Teppich kehren. So wird zB ignoriert, dass der Opa als Richter im Nazi Deutschland arbeitete und die Oma bezeichnet die Polizei fast noch als Gestapo. Gleichzeitig sitzt der Leser aber auch mit in der Wohnung des Erzählers und findet sich zwischen Tütenlampen und Nierentischen wieder und wird mit ihm gewissermaßen auch ein Stück erwachsen. Betrachtet man die Handlung und aus der Sicht unser heutigen Zeit, so wirkt diese Epoche doch sehr unschuldig und unaufgeregt im Gegensatz zur Jugend heute. Gleichzeitig wartet der Autor mit einer guten Portion Humor auf, die den Handlungsstrang immer wieder auflockert, so zB als während des Beerdigungsschmauses jemand meint, dass niemand vor hat eine Mauer zu bauen. Somit ist Klack ein sehr lesenswertes Buch, dass einen mit auf eine gelungene Zeitreise nimmt durch den Kommentar zu den einzelnen Fotos und den dazu gehörenden Geschichten sehr gut konzepiert ist.