Momentaufnahmen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
murksy Avatar

Von

Markus gewinnt auf dem Jahrmarkt eine Kamera. Plötzlich hat er ein mächtiges Instrument in der Hand. Er kann Erinnerungen festhalten, Geschehnisse und Augenblicke für immer in die Kamera und somit in sein Gedächtnis bannen. Und das noch in einer bewegenden Zeit, die geprägt wird von Gastarbeitern und dem Mauerbau. Doch viel spektakulärer für Markus, seine erste Liebe. Außerdem dient die Kamera auch als kleines Druckmittel um die ältere, heftig pupertierende Schwester, ein wenig in Schach zu halten. Obwohl Markus die Bilder nie entwickeln wird, erzählen sie kleine Geschichten. Zunächst sachlich, mit einer Beschreibung der Aufnahme, doch dann ausführlicher mit der Erinnerung des Jungen, wird der Hintergrund hinter den Fotos erkennbar. Für Markus eine teilweise schwere Selbstfindung, da er oft nicht versteht, warum die Menschen so reagieren, wie sie es in seiner Erinnerung nun mal tun. Die Oma, die alles Fremde haßt, zu tief sitzen die Erinnerungen an den Krieg. Die Schwester, die scheinbar beginnt, ihre Sexualität auszuleben. Und natürlich die Eltern, die schwanken zwischen Konservatismus und einem vor-68er-Erziehungsstil. Da gilt Rock`n`roll noch als Geschwür und die Jugend probt schon mal den Aufstand. Im Buch werden diese Geschichten so erzählt, wie sie wohl ein Junge fühlt. Politik ist ein abstraktes Konstrukt, der Mauerbau eine Tat, der Konsequenzen erst dem Erwachsenen klar werden. Und die italienische Liebe, die sich so kompliziert gestaltet, läßt einen ratlosen Markus zurück. Klack ist ein lockeres Spiegelbild einer bewegenden Zeit, läßt Spielraum für Interpretationen und nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Es wird kein belehrender Zeigefinger erhoben, die Vorurteile gehörten und gehören zu der Menschheit und das Buch schildert gut, dass niemand wirklich davon frei ist. Für alle, die in der damaligen Zeit groß wurden, bietet das Buch auch reichlich Möglichkeit, sich auf Zeitreise zu begeben, jede Menge alter Werbesprüche sei Dank. Eine unterhaltsame Geschichtsstunde, die keine sein will. Ein Jugendroman, der keiner ist. Von allem ein wenig und das sehr gut angeboten. Auch wenn das Buch wie eine flüchtige Momentaufnahme nicht im Gedächtnis bleiben wird.