Pubertät und Wirtschaftswunder

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zabou1964 Avatar

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Auf dieses Buch aufmerksam geworden bin ich durch eine Leseprobe. Da mich die Wirtschaftswunderjahre schon immer fasziniert haben und ich mich, obwohl ich erst 1964 zur Welt gekommen bin, doch noch an einiges erinnern kann, hat mich der Roman interessiert. Das Cover zeigt ein altes Foto von einem Liebespaar, das neben einem alten Mercedes im Gras liegt. Das hat zwar nicht direkt etwas mit der Geschichte zu tun, ist aber sehr ansprechend.

Dieser Roman spielt in den Jahren 1961 und 1962 in der norddeutschen Provinz. Klaus ist 15 Jahre alt, lebt mit seinen Eltern, seiner drei Jahre älteren Schwester und seiner Oma in einem Haus. Im Nachbarhaus, dem „Schandfleck“, zieht eine italienische Familie ein. Und ab diesem Tag ist nicht mehr, wie es war. Klaus entflammt in jugendlicher Liebe zu Clarissa, der 15-jährigen Tochter der Tinottis. Er versucht alles, um ihr Herz zu gewinnen. Aber seine Eltern und erst recht seine Großmutter wollen mit den „Spaghettifressern“ nichts zu tun haben, verbieten ihm gar den Umgang mit ihnen.

Beim Aufräumen des Dachbodens entdeckt der Icherzähler einen Karton mit alten Fotos und schwelgt in Erinnerungen. Zu jedem der Fotos gibt es ein Kapitel im Buch. Der Autor beschreibt nicht nur die Gefühle des pubertierenden Markus sondern auch die wirtschaftliche und politische Situation zu dieser Zeit. Mauerbau, Angst vor einem Atomkrieg, die Kubakrise und natürlich die ersten Gastarbeiter und das Verhältnis zu ihnen finden Erwähnung. Die Erzählweise ist humorvoll und zeigt die Nöte, in denen sich Markus wegen seiner Schwärmerei zur hübschen Italienerin befindet. Ich musste sehr oft schmunzeln. Besonders die kleinen Details, wie z. B. die Beschreibung der Musik und der Kinofilme der Zeit, haben mir sehr gut gefallen.

Fazit:
Eine Reise in die Wirtschaftswunderjahre der BRD, die mich ausgezeichnet unterhalten hat.