Das Erwachsenwerden ist gar nicht so einfach und aufregend, wie man es sich immer vorstellt

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charly_0611 Avatar

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Die Ich-Erzählerin, ihre Freundin Mounia und ihr Freund Leon ziehen nach ihrem Abitur zusammen in eine Stadt, um zu studieren und dem langweiligen Alltag auf dem Dorf zu entfliehen. Schnell stellt sich heraus, dass das Leben als erwachsener Mensch, der man zumindest auf dem Papier ist, gar nicht so ist, wie man es sich immer ausgemalt hat. Auf einmal kommen Herausforderungen, wie Kochen, Wäsche waschen und neue Leute kennenlernen auf einen zu und man stellt ernüchternd fest, dass alles Geld kostet und sich das Studentenleben meist nur mit einem Nebenjob finanzieren lässt. Noch komischer wird es dann, wenn man hört, dass jemand aus der eigenen Schulzeit bereits geheiratet hat, während man selbst versucht, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen.

Die kurzen Kapitel und der ironische, zwischendurch ernste, aber auch etwas verbitterte Schreibstil haben mir gut gefallen. Die Geschichte wirkte für mich stellenweise so wie ein Tagebuch, in das ich immer wieder einen kurzen Blick werfen durfte und Momentaufnahmen aus Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter zu sehen bekam. Ich fand mich in vielen Sätzen der Ich-Erzählerin wieder und übertrug sie auf meine eigene Gegenwart als junger Mensch und Studentin, die das Erwachsenwerden ebenfalls alles andere als einfach empfindet und dauernd mit einem Gefühl von Überforderung konfrontiert ist. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir aber gewünscht, dass mehr in die Tiefe gegangen wäre und Sätze weiter ausgeführt worden wären.

Die Autorin stellt gut dar, wie anstrengend es ist, ständig Angst davor zu haben, etwas zu verpassen und dem Druck standzuhalten, die krassesten Dinge erleben zu müssen, bis die beste Zeit seines Lebens vorbei ist. Dabei geht es doch im Leben eigentlich nur darum, es zu genießen, ohne krampfhaft zu versuchen, jemand zu sein, der man nicht ist oder Dinge zu tun, auf die man gar keine Lust hat. Nicht so viel nachdenken und einfach machen, ist oft die beste Lösung und manchmal ist es auch gut, das Falsche zu tun, um daraus lernen zu können.


Folgende Zitate mochte ich besonders gerne:

„Unsere einzige Chance war, die Zukunft vorauszusehen und schon auf sie vorbereitet zu sein, bevor sie auf unsere Oberfläche traf.“

„Diese Zeit und auch keine andere, bekam ich je wieder zurück, nur weil sie nicht so schön gewesen war. Das Leben ging einfach weiter und schleifte einen zur Not hinterher.“

„Ich war gleichzeitig schon erwachsen und trotzdem noch sehr jung, das Leben schien mir zu kurz und zu lang gleichzeitig und jede Entscheidung gleichermaßen lebensverändernd wichtig und vollkommen egal.“


Ich empfehle das Buch an all diejenigen weiter, die sich auch gerade in einer ähnlichen Lebensphase befinden oder diese bereits überstanden haben und nachempfinden können. Ich gebe dem Roman 4 von 5 Sternen.