Unerwarteter Wiedererkennungswert

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madame—rivkele Avatar

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"Ich wollte wirklich gerne meine Jugend verschwenden, aber doch nicht so."
Der Roman "klarkommen" von Ilona Hartmann erzählt vom Erwachsenwerden. Von Erwartungen an sich, das Umfeld und das Leben, die so konfus und gleichzeitig klar umrissen sind, dass sie unmöglich erfüllt werden können.
Die namenlose Ich-Erzählerin ist in einem namenlosen Dorf aufgewachsen - vierzig Minuten von der nächsten namenlosen Stadt entfernt. Genau wie ihre Freund:innen geht sie davon aus, dass sie ihr Leben erst dann richtig genießen können würde, wenn sie aus der Enge ihrer Heimat entfliehen würde. Als sie dann auszieht, um in der großen namenlosen Stadt zu studieren, wird mehr und mehr deutlich, wie schwierig es ist, die eigene Jugend auf die richtige Weise zu verschwenden.

"Die Leerstelle zwischen dem, was wir wollten, und dem, was wir bekamen, füllten wir mit einer höflichen Scham dem Leben gegenüber, wie bei einem Geschenk, das uns eigentlich gefallen müsste, es aber nicht tat."
In kurzen, assoziativ angeordneten Kapiteln gelingt es Ilona Hartmann ein seltsam tröstendes Wir-Gefühl entstehen zu lassen. Die Gedanken und Erfahrungen, die die Ich-Erzählerin hat und macht sind auf traurige Weise universell. Wie viel es bedeutet, Erwachsen zu werden und wie unmöglich es ist, dabei die richtigen Fehler zu machen. Ilona Hartmann beschreibt, was wir alle kennen und hat damit ein Buch geschrieben, das zumindest ich vor einigen Jahren gut hätte gebrauchen können.

Es handelt sich im besten aller Sinne um ein durch und durch normales Buch.