Von FOMO und anderen Schwierigkeiten

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missemilia Avatar

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Übervolle Social Media Feeds vom wilden Partyleben in der Großstadt und Erzählungen über die große Freiheit, wenn man dann endlich erwachsen ist, bergen ein großes Risiko: was, wenn dann alles irgendwie gar nicht so cool ist?

Damit sehen sich nach ihrem Schulabschluss auch Mounia, Leon und die Ich-Erzählerin konfrontiert: nach einer langen und langweiligen Dorfjugend soll jetzt mal endlich der Moment kommen, wo alles besser und cooler wird. In der großen Stadt, wo man endlich die vielen krassen Dinge erlebt, von denen alle erzählen. Aber die drei jungen Erwachsenen merken plötzlich, dass nicht alles so laut abläuft, wie gehofft: zwischen Wohnungsputz, verpassten Parties und keinen statt schlechten Dates ist der Alltag eher leise. Wie man mit den gierigen eigenen Erwartungen umgeht, beschreibt die Ich-Erzählerin mithilfe kurzer Szenen dieser Reise, mal mehr, mal weniger direkt in die Geschichte eingebettet aber immer absolut "on point".

Dabei bleibt die Ich-Erzählerin namenlos, und das auch sicher ganz bewusst, denn sie erzählt eine Geschichte, wie sie vielen von uns bekannt sein könnte: Zwischen sozialem Erwartungsdruck und FOMO, zwischen der Frage wie cool man nun eigentlich wirklich ist und der Hoffnung man würde einfach mal "irgendwo hineingeraten" navigieren die drei jungen Erwachsenen den Start ins eigene Leben. Dabei kann man sich immer gut in die Lebensausschnitte der Erzählerin einfühlen; ob man das nun genau so erlebt hat oder auch nicht. Das Buch zu lesen fühlt sich ein wenig so an, als würde man mit alten Bekannten aus der Jugend quatschen und im Hintergrund läuft leise ein Album von Tomte. Das hat mich so gefesselt, dass ich das Buch kaum mal aus der Hand legen konnte.

Insgesamt ist das Buch genau das, als was es die Autorin selbst betitelt: Entlastungsliteratur. Es strömt nicht über vor spannenden Momenten in der Großstadt, und das ist es, was es so nah und traurig und einfach gut macht. Es gibt uns eine Pause von unseren eigenen Erwartungen an uns selbst und an unsere Beziehungen und an unser Leben. Und das wird von der Autorin so intelligent und teilweise humorvoll in Szene gesetzt, dass das Buch auch nach der letzten Seite noch länger nachwirkt.

Klare Leseempfehlung!