Blick hinter die Fassaden

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regenprinz Avatar

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Der Roman von Celeste Ng hat mir gut gefallen, denn er vermittelt einen äußerst interessanten und lesenswerten Blick hinter die so tapfer aufrecht erhaltenen Fassaden eines bürgerlichen, amerikanischen Vorstadtidylls.
Insofern ist es mehr als nur eine (erweiterte) Familiengeschichte, selbst wenn die Richardsons mit ihren 4 Kindern im Vordergrund stehen. Es ist ein nachdenklich stimmendes Gesellschaftsportrait, in dem vor allem Künstlerin Mia wahrnimmt und in ihren Fotos spiegelt, was hinter den Kulissen ab- und schiefläuft. Im Grunde ist der Hausbrand nur folgerichtig und Izzys Motive wirken am Ende nachvollziehbar und schlüssig ...
Überhaupt gefällt mir an diesem Roman die inhaltliche Vielschichtigtkeit. Auch die Figuren wirken facettenreich und stellen keine Stereotypen dar, obwohl sie manches Klischee transportieren müssen - z.B. die kinderlosen, erfolgreichen Snobs, die sich ein Baby erkaufen wollen, die typischen Highschoolkids oder im Gegensatz dazu Pearl und Mia, die sich mit wenig Geld hart durchkämpfen müssen.
Der Erzählstil ist nahezu makellos, abgesehen von ein paar wenigen seltsamen Perspektivwechseln oder kurzen Zeitsprüngen, die mich kurz irritierten, aber nicht nachhaltig störten.
Insgesamt liest sich die Geschichte flüssig und weiht den Leser nach und nach in all die sorgsam gehüteten Geheimnisse von Shaker Heights ein. Nur das Ende bleibt ein wenig offen.
Für mich persönlich ziehe ich aus diesem Roman das Fazit, dass ich sehr gern noch weitere Bücher dieser Autorin lesen möchte. Sie hat zweifellos etwas zu erzählen!