Noch besser als der erste Roman

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leseclau Avatar

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Eine scheinbar perfekte Familie sind sie, die Richardsons. Der Vater Anwalt, die Mutter Reporterin bei der lokalen Zeitung, die 4 Kinder wohlgeraten. Naja, fast. Denn da ist Izzy, die jüngste Tochter die es scheinbar keinem recht machen kann.
Das Buch beginnt mit einem verheerenden Brand, bei dem das Haus der Richardsons komplett zerstört wird. Wie es dazu kam, wird nach und nach aufgerollt.
Seit einiger Zeit wohnen nämlich Pearl und ihre Mutter Mia in einer Mietwohnung der Richardsons. Sie sind der Gegenentwurf zu den wohlhabenden, nach festen Regel lebenden Richardsons. Mia ist Künstlerin und schlägt sich finanziell mit vielen Nebenjobs durch. Pearl freundet sich mit den Kindern der Familie, insbesondere Moody, an. Und Mia wird aufgefordert, als Haushaltshilfe der Richardsons zu arbeiten.
Die Leben der beiden Familien verweben sich zunehmend. Pearl ist vom Leben der Richardsons begeistert und verbringt ihre gesamte Freizeit dort. Es gibt Regeln, die von Ms. Richardson vorgegeben werden. Alles wird anhand dieser Regeln bewertet. Pearl, die frei und unreglementiert aufgewachsen ist, ist von dieser Klarheit zunächst sehr angetan.
Dann gerät die Kleinstadtwelt ins Wanken. Ein Baby wird bei der Feuerwache abgegeben und von einer Familie, die schon lange ein Kind adoptieren will, aufgenommen. Plötzlich will die Mutter das Kind zurück. Die Diskussionen über Recht und Unrecht werden zur Zerreißprobe für alle: Mia, die persönlichen Kontakt zur Mutter des Babys hat und diese unterstützt; Mr. Richardson, der die adoptivwillige Familie vertritt; Ms. Richardsons, beste Freundin der „Adoptivmutter“. Und dazwischen die Kinder, mitten in der Pubertät und mit ersten eigenen sexuellen Erfahrungen.
Plötzlich wird Mia mit ihren freien Gedanken und ihrer Art, Menschen so anzunehmen, wie sie sind, ein immer wichtigerer Mensch für die Richardson Kinder. Und auch Pearl schätzt die Sicherheit, die ihr von ihrer Mutter gegeben wird.
Ms. Richardson ist das alles nicht geheuer und sie versucht mit aller Macht, Mias „Geheimnis“ (wo kommt sie her, wer ist der Vater des Kindes) zu lüften. Es ist ihr zuwider, dass Mia so in ihre heile Welt eindringt und scheinbar alles in Frage stellt.
Am Schluss wird es ein Machtkampf zwischen den beiden Frauen. Welche Lebenseinstellung ist die Richtige?
Auf eine ganz leichte Art wird in diesem Buch das Leben mehrere Familien gezeichnet. Dabei finden viele kleine und große Grausamkeiten statt. Zu beschreiben, wie sich Grenzen verschieben und wie leicht das Normale ins komplette Desaster kippen kann, ist eine große Stärke von Cheleste Ng. Man ist gefesselt, abgestoßen, fasziniert, … alles auf einmal. Ein sehr gutes Buch. Ich hätte mir einzig die Adoptivgeschichte etwas kleiner gewünscht, damit der Fokus noch stärker auf den beiden Familien bleibt.