Sensibles Portrait entgegengesetzter Lebensentwürfe

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nataliegoodman Avatar

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Elena Richardson lebt Ende der 1990er Jahre den amerikanischen Vorstadt-Traum: Mit ihrem Mann, einem Anwalt, und ihren vier Kindern wohnt die Journalistin in einem perfekten Haus in Shaker Heights, einer perfekten Gegend nahe Cleveland/Ohio. Image ist hier alles. Doch als die alleinerziehende Fotografin Mia mit ihrer Tochter Pearl in die Gegend zieht, enthüllt die Autorin Celeste Ng nach und nach, welche Probleme sich hinter der perfekten Vorstadt-Fassade verbergen. Freigeist Mia bleibt nur so lange an einem Ort, bis sie ein Fotografie-Projekt abgeschlossen hat, dann zieht sie mit ihrer Tochter und ihrem wenigen Hab und Gut weiter.

Beide Familien vertreten komplett unterschiedliche Werte, aber haben auf den ersten Blick ihren Platz im Leben gefunden. Erst als sich die fünf Kinder näher kennenlernen, beginnt die Fassade auf beiden Seiten zu reißen. Anhand dieser scheinbar normalen Familien behandelt Celeste Ng wichtige Themen wie Alltagsrassismus, sexuelle Selbstbestimmung sowie die Bedeutung von Mutter- und Vaterschaft. Dabei zeichnet sie die ganz alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen auf sehr feinfühlige Weise nach. Bis auf das herunterbrennende Haus, das den Rahmen der Geschichte bildet, gibt es keine großen, übertrieben dramatischen Ereignisse. Stattdessen schlägt Ng viele leise Töne an und schreibt in einem angenehm unprätentiösen, klaren Stil. Auf diesem Weg zeigt sie geschickt, wie aus kleinen, lange schwelenden Feuern schließlich ein Großbrand wird.