Mutterschaft unter der Lupe in extremer Situation

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Dieser Roman hat es in sich. Eine Perspektive, die viele von uns kennen: Die auf das eigene Kind. Wie gut kennt man das eigene Kind? Wieviel Einfluss hat man am Ende auf diese kleinen Wesen was aus ihnen wird? Welche Art der Kommunikation bringt sie dahin wo wir sie sehen wollen? Glücklich, kompetent und selbstbewusst.
Und dann gibt es da die vielen Menschen, die irgendwie anders sind und auch Eltern haben, auch Mütter, die sich gekümmert haben. Es gibt Mörder, Drogensüchtige, Sexualtriebtäter, morallose Arschlösche… und viele andere Ausprägungen und alles eint sie: Sie haben auch Eltern.
Daher finde ich diesen Roman so gelungen. Ein Kind, Luca, 7 Jahre alt, benimmt sich außerhalb akzeptabler Normen und nun ist es an den Eltern hier erzieherisch einzuwirken. Erfahren selbst Ausgrenzung, vor allem trifft es die Mutter. Und dies ist auch die Erzählperspektive, aus der Mutterperspektive heraus, lesen wir die Situationen, die Ebenen mit denen Pia zu kämpfen hat. Was passiert im Innenverhältnis der Familie und das im gesellschaftlichen Kontext.
Die Mutter-Sohn-Beziehung fest im Blick sowie ein Hochschwappen der eigenen Kindheit. Pia hat Schwestern und auch in ihrer Kindheit gab es ein sehr tragisches Ereignis, dass sie prägte. Im Herzen weggesperrt und scheinbar nie richtig verarbeitet. Nun kommt auch dieses Traumata wieder an die Oberfläche.
Jessica Lind hat hier einen famos guten Roman zu Papier gebracht. Nicht einfach zu verdauen, aber bei mir definitiv Top 10 im Jahr 2024! Ich bin so überzeugt, dass muss ich proklamieren.
Sprachlich wunderbar erzählt nimmt sie so eine Fülle an Themen in diese Geschichte ohne sie zu überfrachten. Mutterschaft, Erziehungsstille, Erinnerungen, Sozialisierung, Wahrheiten, Ausgrenzung, Charakterbildung, Patriachat, Wertekanon. Ach, ich könnte diese Liste noch weitertreiben.
Eigentlich unwichtig, aber trotzdem sehr gelungen: Das Cover! Passt super zum Buch!
Wer diese knapp 250 Seiten nicht liest, hat definitiv was verpasst!