Ich gehe los und sehe

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Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir selten bei einer Buchbesprechung so schwer getan habe wie dieses Mal. " Die kleine Philosophie der Begegnung" ist gar nicht so klein, auch wenn das Buch nach einer eher kurzen Lesezeit aussieht.
Vielmehr merkt man, dass der Autor sich mit dem Thema Begegnungen ausührlichst beschäftigt hat, in allen möglichen Varianten darüber sinniert und für mich auch durchaus interessante Blickwinkel auf eine zufällige, aber auch absichtliche Begenung hat.
Zunächst beschäftigt er sich damit, die Zeichen einer Begegnung auszuloten, es geht nicht nur um Liebe, sondern vielmehr um schöpferische Begegnungen, ´vor allem solche, die einen verändern und weiterbringen. Wer sich immer nur mit Gleichgesinnten umgibt, wird stehenbleiben. Erst wenn man bewußt auf Menschen trifft, die so ganz anders sind, kann mir ein Anderer Flügel verleihen. Er inspiriert mich, wird auch mich ändern, denn ich nehme sein Anders sein wahr und übernehme Verantwortung für ihn.
Im zweiten Teil bei den Bedingungen für eine Begenung ruft er die Menschen auf, Begegnungen bewusst herbeizuführen, seine Räume und eingetretenen Pfade zu verlassen, ohne große Erwartungen auf den Anderen zuzugehen. "Gehe los und sehe" ist sein Ratschlag. Wage es und lass die Gelegenheit nicht entgehen. In diesem Sinne befürwortet er auch Dating-Apps, denn wenigstens beginnt der Teilnehmer seinen Dunstkreis zu verlassen , um Andere kenenlernen zu wollen.
Im letzten Teil geht es dann um die These, dass das wirkliche Leben Begenung ist. dies untermauert der Autor mit vielen Beispielen in veschiedenen Lesarten.
Hmmm, grs. alles sehr interessant, manchmal flüssig und für mich gut verständlich, aber dann wieder zu tief philosophisch, Gedanken, die mich aus dem Leserhythmus brachten mit unendlich vielen Beispielen, manchmal auschweifendst erzählt, vor allem wenn es um französische Dramen, Bücher und Filme geht. Von der Neuzeit in die Antike und zurück. Manchmal musste ich wieder nachlesen, in welchem Kapitel ich mich gerade befinde, so verzweigte sich der Autor in verschiedene Pfade.
Es war jetzt kein echter Genuss für mich, hat mich aber zum Nachdenken gebracht und einige wunderbare Sätze habe ich mir unterstrichen, um sie bei Bedarf wieder zu lesen. Damit hat der Autor bei mir ja doch viel erreicht....