Konfrontation mit dem Anderen

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schneespur Avatar

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Charles Pépins „Kleine Philosophie der Begegnung“ untersucht, was Begegnungen zwischen Menschen ausmacht und welchen Einfluss Begegnungen auf unser Leben haben.

Das Cover besticht durch seine Einfachheit, in der menschliche Figuren sich einander zuwenden und ein Netz zwischen sich aufspannen. Von dem Cover sollte man sich aber nicht irreführen lassen: In diesem Buch geht es nicht um das Netzwerken oder das Optimieren von Beziehungen, sondern um eine philosophische Analyse von Begegnungen zwischen zwei Menschen. Mit Begegnungen sind hier nur solche Aufeinandertreffen von Menschen gemeint, welche eine tiefgehende Konfrontation mit der Andersartigkeit des Anderen auslösen. Die zentrale These des Buches ist, dass wir uns in der Begegnung mit Anderen ändern und wir Begegnungen insoweit bedürfen, als dass wir uns nur Andere selbst erfahren können.

Im ersten Abschnitt des Buches werden die „Zeichen der Begegnung“ behandelt, die anzeigen, was echte Begegnungen in uns auslösen. Der Autor greift dazu gerne auf Beispiele fiktiver oder bekannter Personen, wie beispielsweise die von Picasso und Éluard, zurück. Der zweite Abschnitt befasst sich mit den Bedingungen von Begegnungen, also ihren Voraussetzungen, die man mitbringen sollte, damit eine Begegnung stattfinden kann, bevor im dritten Abschnitt die Begegnung aus Sicht verschiedener Philosophen diskutiert wird.

Ich hatte viel Freude beim Lesen dieses Buchs. Besonders im ersten Abschnitt findet man sich als Leser häufig wieder, da wohl alle von uns die Erfahrung gemacht haben, welchen Schock, welches Aufblühen, welche Veränderung eine Begegnung mit einem anderen Menschen auslösen kann. Das Buch ist durchaus ein starkes Plädoyer dafür, sich mehr mit den Menschen aus seinem Leben auseinander zu setzen und echte Begegnungen zu fördern. Ich kann das Buch daher jedem empfehlen.

Aus der Einsamkeitsforschung ist es bekannt, dass Menschen nach längerer Zeit in Einsamkeit zunehmend das Interesse an Kontakten mit anderen verlieren und sich immer weiter in sich zurückziehen. Ich möchte daher das Buch besonders all denjenigen empfehlen, die durch Corona oder aus anderen Gründen an der Sinnhaftigkeit des Kontakts mit anderen Menschen zweifeln.