Kreative Gedankengänge des Ich-Erzählers

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Der Roman „Kleine Probleme“ wurde von Nele Pollatschek geschrieben. Er ist im Verlag Galiani Berlin erschienen. Pollatschek hat Englische Literatur und Philosophie studiert und schreibt für den Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.

Es ist der 31.12. und Lars Cornelius Messerschmitt, 49 Jahre alt, von allen nur Lars genannt, ist alleine zu Hause. Seine Frau Johanna ist in Lissabon und auch die Kinder sind nicht da. Eigentlich hatte Lars sich vorgenommen seine To-do-Liste bereits in der Zeit zwischen Weihnachten und Silvester erledigt zu haben, aber er konnte sich die ganze Zeit nicht dazu aufraffen. Ihm lief also die Zeit davon, die Dinge noch in diesem Jahr zu erledigen. Denn es war bereits Silvester. Auf der To-do-Liste stand unter anderem die Steuererklärung, das Bett seiner Tochter aufbauen, Putzen und sein Lebenswerk. Er hat sich als Lebenswerk nichts Geringeres vorgenommen, als das beste Buch der Welt zu schreiben. Das wollte er allerdings schon seit ungefähr 8 Jahren. Auch an Silvester dauert es lange, bis er sich aufraffen kann, mit dem Abarbeiten der Liste anzufangen. Es gehen ihm am Silvestertag ganz viele Themen durch den Kopf, die mehr oder weniger mit seinen Aufgaben zu tun haben. Zu diesen Themen gehören Themen, die seine eigene Familie betreffen, wie beispielsweise sein eigenes Verhalten, die Situation mit seiner Frau oder alte Erlebnisse der beiden. Aber auch Weltereignisse und gesellschaftliche Themen, zum Beispiel das Rollenverständnis, Versagensängste oder die Aufschieberitis finden ihren Platz im Buch.

Der Roman ist aus der Sicht von Lars geschrieben. Daher erfährt der Leser auch Lars‘ Gedanken, bei denen teilweise erstaunlich ist, wie sie vom Hundertsten zum Tausendsten kommen. Auch die möglichen Rückmeldungen seiner Frau zu verschiedenen Bereichen denkt er gleich mit. Manchmal war mir nicht klar, ob er die Situation wirklich erlebt hat, die er beschreibt oder er sie nur geträumt oder sich vorgestellt hat. Es kommt sowohl zu komischen Situationen und Gedanken, die viele wahrscheinlich selbst gut kennen als auch zu sehr trüben und dunklen Gedanken. Im absoluten Mittelpunkt stehen in diesem Buch allerdings die Dinge, die man schon immer erledigen wollte oder die man schon immer an sich ändern wollte. Aber sich zu motivieren ist halt nicht so leicht.

Ich bin erstaunt, wie die Autorin es schafft über einen Tag ein ganzes Buch zu schreiben und welche Bandbreite an Themen sie in das Buch hineinfließen lässt. Mir hat das Buch gut gefallen und ich bin auch mit dem Schreibstil der Autorin gut klargekommen. Allerdings glaube ich, dass die Geschichte und ihre Aufbereitung nicht für alle Leser passend ist, da sie für den einen oder anderen wahrscheinlich zu lang oder zu düster ist. Ich bin daher bezüglich der Buchbewertung etwas hin und hergerissen und habe mich letztendlich für vier Sterne entschieden, da ich das Buch gerne zu ende gelesen habe. Es aber nicht für ein Buch halte, das massentauglich ist.