Sex, Drugs and Rock n'Roll

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jackolino Avatar

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Das Cover hatte mich nicht angesprochen, der Titel genauso wenig und als Fernseh-Muffel sagte mir auch der Name Max Strohe gar nichts. Aber immerhin ist Sinzig nicht weit und so fand ich dann wenigstens einen regionalen Zugang zu dem Buch und das war der ausschlaggebende Faktor, einen ersten Leseeindruck zu verfassen.
Den Einstieg ins Buch fand ich deftig. Es war immer von allem zu viel, zu viel Sex, zu viel Drogen, zu viel des Guten (Völlerei und Protzerei während der New York-Reise mit dem Vater) und zu viel des Schlechten.
Es beginnt mit der abgebrochenen Schulausbildung und der Sackgasse Lehre, weil nichts anderes möglich erscheint. Aber wenigstens kann Max sich vorstellen zu kochen, und so beginnt er nach einem ersten Praktikum eine Ausbildung zum Koch.
Sind es die ewigen Überstunden, die ihn nicht befriedigende Speisekarte, falsche Freunde, die ihn verführen? Jedenfalls schmeißt er die Lehre und gibt sich immer häufiger dem Drogenrausch und dem Alkohol hin. Und mit dem exzessiven Rausch auch dem Sex in allen Facetten und dem Ekel vor sich selbst, wenn der Rausch verflogen ist.
Aber trotz aller Übertreibungen, da sind auch immer wieder Menschen, die an ihn glauben, die ihm eine neue Chance geben. Er kann dank der Unterstützung des Hotel-Inhabers seine Ausbildung zu Ende bringen und auch sein Vater, den er erst spät kennengelernt hat, fördert ihn, aber fordert ihn auch. Und natürlich unterstützen ihn auch seine zahlreichen Freundinnen.
Langsam verschieben sich die Prioritäten ein wenig. Er arbeitet in Bad Neuenahr, in Hannover, in Hamburg, Nürnberg und auf Kreta. Aber immer läuft die Drogenkarriere parallel, von Kokain über Speed, Ecstasy, er probiert alles aus. Und so hat er auch keinerlei finanzielle Reserven, er muss einfach funktionieren. Eines Tages, nach einem ziemlichen Zusammenbruch auf Kreta, fragt er sich erstmals, wie lange das wohl alles noch so weitergehen kann und wie lange sein Schutzengel ihn noch beschützt.
Erstaunlich finde ich immer wieder, wie jemand, der von Berufs wegen die feinsten Speisen herstellt, für sich privat mit absolutem Junk zufrieden ist und Raubbau an seinem Körper betreibt. Das fällt ihm irgendwann auch auf. Er ist mittlerweile in Berlin angekommen und besinnt sich endlich auf das, was er kann. Er möchte kochen, und zwar richtig!
Und schließlich passen sich auch seine persönlichen Ansprüche an Essen seinem Beruf und seinen Ambitionen an. Ein Erweckungserlebnis mit seinem Vater in einem Drei Sterne Restaurant am Rhein lässt ihn endlich zur Besinnung kommen.
Man hätte das Buch auch mit „Sex, Drugs and Rockn’Roll“ überschreiben können, denn darum geht es im Buch in erster Linie. Und der Schutzengel muss ein Meister seines Fachs und die Gene hervorragend gewesen sein, um nach all den Orgien doch noch den Weg zu dem zu finden, was heute Max Strohe ausmacht.
Auch wenn mein erster Leseeindruck nur zu einer mittelmäßigen Bewertung führte, so hat sich das Buch gut und flüssig gelesen, war zeitweise witzig geschrieben und macht vor allem klar, dass auch vermeintliche Loser sich schließlich noch als Winner entpuppen können. Von daher erhöhe ich gerne meine Bewertung.