Doch weil sie so unsterblich sich liebten

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jenvo82 Avatar

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„Ach so, ein Mädchen!, ruft Prinzessin Elisabeth. Na, wenn´s weiter nichts ist. Die Alpen hätte ich ihn nicht herbeischaffen können, aber ein Mädchen – das kriegen wir hin.“


Inhalt


Während Max und Tina, ein langverheiratetes Ehepaar eine Nacht im eingeschneiten Wagen verbringen müssen, erzählt Max seiner Frau eine Geschichte vom Kuhhirten Jakob, der eigentlich einsam und allein in seiner Almhütte in den Bergen von Greyerz lebte und dessen großer Liebe Marie, die als die Tochter des wohlhabendsten Bauern, lange Zeit unerreichbar für ihn blieb. Und so vertreiben sich die beiden Eingeschneiten die Zeit und fiebern mit dem Liebespaar von einst mit, ob es diesem nicht vielleicht doch gelingt, zueinander zu finden.


Meinung


Endlich habe ich es auch einmal geschafft, ein Buch des prämierten Schweizer Autors Alex Capus zu lesen, auf dessen Bücher ich schon mehrfach aufmerksam geworden bin. Inhaltlich gesehen widmet sich der Autor in seinem aktuellen Roman der Liebe, die auch die Jahre überdauert, die bleibt und wächst trotz zahlreicher Entbehrungen und die sich auch von außen nur schwer lenken lässt. Eingebaut in eine sehr unterhaltsame, humorvolle Rahmengeschichte, in der ein Paar sich unterhält, welches zwar 26 Jahre glücklich verheiratet ist, aber sich nach wie vor über die Kleinigkeiten des Alltags in die Haare bekommt, entwirft er das Bild einer nicht erwünschten Beziehung in der Vergangenheit.


Das Buch ist mit seinen 185 Seiten eher schmal und erzählt doch gleich zwei Geschichten, auch wenn es von beiden natürlich nur Lebensausschnitte sind. Tatsächlich konnte ich der Rahmenhandlung mit Max und Tina im Auto nicht immer etwas abgewinnen, waren mir ihre Dialoge doch manchmal zu überspitzt, fast schon nervig, selbst wenn sie an das normale Leben anknüpfen und einige Parallelen zu langjährigen Partnerschaften erkennbar sind.

Vielmehr ansprechen konnte mich die Liebesgeschichte aus der Vergangenheit. Der Autor setzt ganz bewusst Grenzen, und zeigt, dass zum Beispiel die Allmacht des Elternhauses damals eine sehr entscheidende Komponente war, warum Liebende nicht ohne weiteres zueinander finden konnten. Doch er baut in seine fiktive, wenn auch auf einigen wahren Begebenheiten basierende Geschichte, das Glück, die Zufälle und die Kraft der Liebe, ihre Geduld und Unbeirrbarkeit ein. Ganz nebenbei führt er den Leser an den französischen Hof, zeigt ein verkommenes Schloss Versailles, einen beinahe entmachteten Adel und gleichzeitig die Bemühungen des Volkes, ihr Land zu revolutionieren. Historische Hintergründe findet man also auch noch.


Das Besondere an dem Buch ist einfach nur eine liebenswerte, äußerst humorvolle Schreibweise, die Aussagekräftiges ausschmückt oder Unwichtiges retuschiert. Im besten Sinne des Wortes ein Roman, mit lebhafter Erzählung, interessanten Aspekten, vertrauensvollen Protagonisten und einer wichtigen Botschaft, auch wenn diese leider nicht so ganz klar zu Tage tritt.


Fazit


Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen Unterhaltungsroman, der nicht den Anspruch stellt Neues zu offenbaren, sondern sich auf das Erzählen, das Ausdenken von Zusammenhängen, die kleinen liebenswerten Widersprüche und die zwischenmenschlichen Töne beruft. Ich habe ihn gerne gelesen, auch wenn mir manchmal die Handlung zu seicht war, das Aufbegehren zu vorhersehbar, das Positive zu dominant. Gerade am Ende des Buches habe ich mir doch mehr Drama, mehr Tiefgang erhofft – doch der Autor überlässt es dem Leser, seine persönlichen Schlüsse zu ziehen. Ich empfehle das Buch denjenigen Lesern, die sich einfach in eine andere Zeit, mit andern Menschen hineindenken möchten und Unterhaltung suchen, all das wurde hier hervorragend umgesetzt. Mir hat es etwas an Schwere und Innerlichkeit gefehlt, beides meine Präferenzen bei Liebesgeschichten und diese hier ist einfach nur … schön.