Ein Meisterwerk

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tardy Avatar

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Alex Capus ist ein wahrer Meister der Erzählung. Kaum einer weiß seine Worte so geschickt einzusetzen, wie er. Mit seinem Buch "Königskinder" hat er mich wieder einmal verzaubert. 


Auf nur 185 Seiten erzählt er von Max und Tina, die seit 26 Jahren ein Paar sind. In einer stürmischen Nacht befahren sie eine gesperrte Passstraße und bleiben im Schnee stecken. Um die Zeit zu vertreiben, und um Tina abzulenken, erzählt Max die Geschichte vom armen Kuhhirten Jakob und Marie, der Tochter eines reichen Bauern. Beide lieben sich, dürfen aber nicht zusammen kommen. 


Während die Rahmenhandlung im Hier und Jetzt spielt und sehr authentisch wirkt, man sich durchaus mit den Protagonisten identifizieren kann, fährt Capus mit der Geschichte um die beiden "Königskinder" alle seine Register auf. Voller Akribie und ausgeschmückt mit unzähligen Details, fast wie ein Märchen aus dem Orient, erzählt uns der Autor eine in großen Zügen fast surreale Liebesgeschichte, die eine sehr große Faszination auf den Leser ausübt. Capus schafft eine Atmosphäre, die den Leser so einfängt, dass er glaubt, mitten in der Geschichte zu sein. Unglaubliche, phantastische Bilder entstehen vor den Augen und man kann sich sogar die teilweise ekligen Gerüche, die Capus beschreibt, nur zu gut vorstellen. Auch wenn man vielleicht keine Aussage hinter der Geschichte sieht, oder nicht weiß, ob sie wahr ist oder nicht. Das ist alles nicht wichtig, denn das Büchlein lebt in meinen Augen hauptsächlich von seiner grandiosen Sprache. Die ist für mich allein schon DER Grund, es unbedingt lesen zu müssen. 


Königskinder ist einfach nur zauberhaft, in meinen Augen ein kleines Kunstwerk und eines meiner diesjährigen Highlights.