Erzähl mir eine Geschichte!

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nicky_g Avatar

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Tina und Max fahren mit ihrem Auto eine zugeschneite Passstraße hinauf. Als die beiden steckenbleiben, erzählt Max eine Geschichte, damit die Zeit nicht zu lang wird. Natürlich kann er sie nicht in Ruhe wiedergeben, denn immer wieder fragt Tina nach und kommentiert. Dadurch entstehen Pausen in der Erzählung über den Kuhhirten Jakob, der sein Glück in Versailles versucht, kurz bevor die Revolution Frankreich erfasst.

Die Schreibweise ist dabei sehr gelungen. Zum einen werden die Dialoge kaum mit Füllwörtern gefüttert, so dass man wirklich den Eindruck eines lebendigen Wortduells übermittelt bekommt, zum anderen fließt die Erzählung um Jakob ruhig dahin, als würde wirklich jemand erzählen und nicht schreiben. Deshalb gibt es auch nicht allzu viele Ausschmückungen.

Die Verbindung zwischen diesen beiden Geschichten ist interessant gestrickt, vor allem weil manche Unterbrechungen von Tina (oder auch Max) grotesk oder amüsant anmuten. Beiläufige Bemerkungen, wie sie jeder kennt, werden zu ausufernden Diskussionen, zum Beispiel beim Einsatz der Scheibenwischer.

Dafür bleibt die Geschichte von Jakob etwas blass, was aber der Erzählart geschuldet ist, denn es ist keine real wirkende Geschichte, die man aus erster Hand erfährt, sondern es wird darüber berichtet. Die historisch korrekten Daten fügen sich allerdings gut ein.

Als Leser fühlt man sich wie Tina, die zuhört und Fragen stellt, um mehr zu erfahren, um die Bilder deutlicher werden zu lassen. Details bleiben außen vor, auch werden Ereignisse übersprungen oder nur kurz angerissen. Die Moral von der Geschicht‘ blieb mir allerdings verborgen.