Geschichten aus 1 Nacht

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suse9 Avatar

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Es gibt Touristen, die in der Ostsee baden gehen, obwohl der Sturmball genau dies verbietet. Dann wiederum schlendern die Norddeutschen in Gebirgshöhlen, in denen Kühlschranktemperaturen herrschen, nur mit T-Shirt bekleidet. Dies ist Unwissenheit und manchmal auch Übermut und so verwundert es mich als „Flachland“-Leser nicht, dass Max und Tina eine gesperrte Bergstraße befahren. Weit und breit kein Schnee zu sehen, was also kann passieren? Die Antwort folgt auf dem Fuße oder mit jedem Kilometer, den sie zurücklegen. Sie schneien ein und können weder vor- noch zurück. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als im Auto den kommenden Morgen abzuwarten. Und wie vertreibt man sich die Zeit? Mit einer guten Geschichte.



Max erzählt von der Liebe zwischen dem Hirten Jakob und der reichen Bauerstochter Marie. Eine Liebe, die nicht sein darf und kann und sich dennoch nicht verbieten lässt.



Capus bettet die Geschichte Jakobs und Maries in die von Tina und Max ein. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein und doch fühlt man sich durch sie gut unterhalten. Während ich mich über die Dialoge zwischen Tina und Max köstlich amüsierte, konnte ich doch so einige Parallelen ziehen, lernte ich durch Jakob und Marie einiges Interessantes über das Leben zu Zeiten der französischen Revolution.



Der Autor hat eine angenehme Art zu erzählen, so dass man sich in der Geschichte wohlfühlt. Sie ist leicht zu lesen und nachzuvollziehen. Dabei kommt sie aber auch entspannt daher, so dass nicht alles bis ins kleinste Detail erklärt wird. Man muss am Ende schon selbst ein paar Fäden verknüpfen. Mir ging es beim letzten Satz des Buches so, dass erst einmal jede Menge Fragezeichen über meinem Kopf herumschwirrten, die einwirken und überdacht werden mussten. Ist es nicht das beste Lob für einen Roman, wenn sich der Leser am Ende noch lange mit ihm gedanklich beschäftigt?



Dennoch fehlt „Königskinder“ etwas. Was es genau ist, kann ich nicht konkret benennen. Es sind die letzten Abschnitte, die mir zu seicht und märchenhaft daherkamen. Hier fehlte mir ein bisschen die Spannung und der Roman drohte abzusacken. Allerdings versöhnte mich der letzte Satz und was er bei mir bewirkte. Ich gebe gutgemeinte 4 Sterne mit der Tendenz zu 3,5.