Königskinder

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kristall86 Avatar

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Max und Tina fahren im dicksten Schneetreiben auf einem Alpenpass entlang. Irgendwann geht nichts mehr und sie bleiben stehen, werden eingeschneit und müssen warten auf die Dinge die da kommen mögen. Mitten in den Bergen. Es ist Nacht, dunkel und bitterkalt. Max will Tina ablenken und erzählt ihr eine Geschichte aus der Zeit der Französischen Revolution. Es geht um Jakob und Marie. Beide sind unsterblich verliebt ineinander aber der Krieg zwingt Jakob an die Front. Der ehemalige Hirtenjunge kommt an den Hofe Ludwigs XIV.. Als man dort seinen Liebeskummer erkennt, will man diesem Abhilfe schaffen und Marie herholen...

Alex Capus hat mal wieder bewiesen das es Schreiben und Geschichte erzählen kann wie kein anderer. Max und Tina führen am Anfang als Protagonisten durch die Geschichte, aber merken ganz schnell das mit Max Geschichte in der Geschichte Marie und Jakob die Rollen übernehmen und die beiden Eingeschneiten sich dezent in die Rolle der Nebenprotagonisten verwandeln. Max führt so gekonnt durch die damalige Zeit das man als Leser das Gefühl hat, man höre ihm, genau wie Tina, zu. Capus hat unheimlich viel Feeling hier reingelegt. Es schaffen nicht viele Schriftsteller eine Geschichte in der Geschichte zu verfassen. Er hat es geschafft. Sein Schreib- und Sprachstil wirken melodisch, lyrisch, rund und auch selbstbewusst klar. Ich mochte die Wechsel der Zeiten. Mal im Auto mal auf dem Hofe von Versailles. Wunderbar in Szene gesetzt. Capus beschreibt die damalige Zeit ohne Umschweife und großes Geplänkel. Er fesselt einen in jeder Situation, sodass man nicht mit lesen aufhören kann. Die gesamte Geschichte hat dennoch kein großes Drama bzw. kein großes Aha-Erlebnis. Sie ist unheimlich ruhig und zurückhaltend, aber auf keinem Fall langweilig. Capus hat hiermit mal wieder bewiesen wie wunderbar er schreiben kann. Eine ganz klare Leseempfehlung!