Märchenhaft

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Königskinder ist ein sich auf zwei Ebenen abspielender Roman von Alex Capus. Das Buch erschien im Spätsommer 2018 im Hanser-Verlag. Die Handlung übernehmen zunächst Max und Tina, ein verheiratetes Paar, die nach einem Familientreffen auf einem verschneiten Alpenpass steckenbleiben und die Nacht im Auto verbringen müssen. Um die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten, erzählt Max eine Geschichte, die an Ort und Stelle in ihren Anfang nahm.

Max´Geschichte – die zweite Ebene – beginnt im Jahr 1779. Der junge Schweizer Kuhhirte Jakob Böschung ist zweiundzwanzig Jahre alt und nach dem Tod seiner Familie auf sich allein gestellt. Er verliebt sich in die schöne, wohlhabende Bauerntochter Marie, deren Vater Jakob jedoch von seinem Hof vertreibt und zunächst in den Kriegsdienst schickt. Marie und Jakob sehen sich für lange Zeit nicht wieder. Anschließend schickt ihn Marie´s Vater auf den Hof von Ludwig XVI, wo er ein angenehmes Leben führt. Ohne seine Marie aber ist Jakob todunglücklich.

Max und Tina necken sich auf sehr unterhaltsame, liebevolle Art und Weise, sodass es leicht fällt, sie ins Herz zu schliessen und sich mit ihnen zu identifizieren. Max beginnt mit einer Geschichte, um von der unsagbaren Kälte abzulenken. Bei Tina kommen während der Geschichte immer wieder Fragen auf, die Max bereitwillig beantwortet. Zudem gefallen Tina die handelnden Figuren und ihre Darstellung nicht immer, was sie Max auf ihre ganz eigene, liebenswerte Art deutlich macht.

Königskinder besticht durch seine gelungene Verknüpfung von neuem Zeitgeist und historischer Vergangenheit. Beide Geschichten verbindet Capus kunstvoll miteinander, sodass die die Herausforderungen für Paare beider Jahrhunderte deutlich werden. Der Schreibstil ist fesselnd, lebendig und klar. Die Erzählungen sind äußerst bildhaft und informativ und gleiten zu keiner Zeit in Geschwafel ab. Max schildert seine Geschichte auf spannende und authentische Weise, sodass ich mich hier und da auf die Rückbank seines Toyota Corolla versetzt fühlte.

Tina und Max sind ein durchschnittliches Paar, dass wohl merklich seine Schwierigkeiten miteinander hat, im Grunde aber nicht aufeinander verzichten will. Der Handlungsort, die Protagonisten und die herausfordernden Situationen beider Paare und die tiefe Zuneigung zueinander, beweisen Capus´Sinn für Romantik. Alex Capus gelingt ein märchenhafter Roman, der nicht in Kitsch abgleitet und bis zum Ende glücklich stimmt.