zwischen Vergangenheit und Zukunft

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maila Avatar

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Bereits der Einstieg in die Leseprobe von Kempton hat mich atmosphärisch abgeholt. Die Geschichte beginnt mit einer dichten, beinahe unheimlichen Szenerie: Ein Anruf holt die Hauptfigur aus dem Alltag — ein alter Bekannter, John T. Kempton, ist verschwunden. Diese Nachricht entfaltet sofort eine eigentümliche Spannung, denn obwohl der Erzähler und Kempton seit Jahren keinen Kontakt hatten, scheint eine tieferliegende Geschichte zwischen den beiden zu existieren.

Besonders gelungen finde ich die ruhige, fast melancholische Tonlage, mit der der Erzähler von der Vergangenheit erzählt. Der Text wechselt zwischen der Gegenwart und Rückblicken in gemeinsame Tage an der Universität, und die Erinnerungen an Kempton zeichnen ein Bild von einem charismatischen, aber auch schwer greifbaren Charakter. Man spürt, dass Kempton eine gewisse Faszination auf den Erzähler ausübte, vielleicht sogar eine Art Abhängigkeit, ohne dass es explizit benannt wird. Diese feinen Andeutungen machen die Figur des Kempton sehr lebendig und rätselhaft.

Die Beschreibung der alten Villa, in der Kempton gewohnt hat, ist atmosphärisch dicht und trägt viel zur unterschwelligen Beklemmung bei, die der Text vermittelt. Die räumliche Enge, das Verstaubte, die zurückgelassenen Notizen — all das lässt den Leser spüren, dass hier mehr passiert ist, als ein einfaches Verschwinden.

Was mich besonders angesprochen hat, ist der unterschwellige psychologische Aspekt: die Frage, wie sehr uns bestimmte Menschen prägen und wie schwer es ist, sich von alten Bindungen zu lösen. Die Andeutung, dass Kempton möglicherweise etwas Dunkles in sich trägt, weckt Neugier, ohne dass der Text zu viel verrät.