Unsichtbare Körper und ruhelose Seelen...

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Oslo im Spätherbst - Oleg Fauke hat nach wie vor ein schlechtes Gewissen, dass er auf seinen Ziehvater Harry geschossen hat, der immer um ihn gekämpft und trotz seines Drogenkonsums stets an seine Unschuld geglaubt hat. Die dazugehörige Schusswaffe liegt in der Wohnung seiner Mutter Rakel und Nesbøs Spezialist für Gewaltverbrechen, der Enddreißiger Harry Hole mit dem schönen Mund befindet sich "blutleer, blass und durchbohrt" im Reichshospital Oslo im Koma, wo er von Kollegen bewacht wird. Sein ehemaliger Konkurrent Mikael Bellman ist inzwischen die Karriereleiter noch weiter hochgefallen, seine sympathische Vertraute Beate Lonn arbeitet immer noch als Pathologin und der gelangweilte Stale Aune weiterhin als Psychologe. Nesbo steigt in die Story ein, indem er die Exekution des pensionierten Polizisten und Radsportlers Erlend Venneska schildert, der - wie einst Harry in "Die Larve"- nur ein mehrmaligs Pfeifen wahrnimmt, bevor er verletzt im Maridalen zu Boden geht. Während Bellmann hofft, Harry möge nie wieder aus dem Koma erwachen, hoffen die anderen alten Bekannten genau dies, da er überall schmerzlich fehlt.
Nun fragt sich der Harry Hole Fan natürlich ob Harry dem Dunkel noch einmal entkommen und den nächsten Jim Beam ordern kann? Unterteilt in einige kürzere Kapitel erzählt der Autor aus verschiedenen Perspektiven den Tathergang und rollt diesen sozusagen von hinten auf. Den Leser erwartet wie immer eine gelungene Mischung aus skandinavischem Krimi und ansprechender Literatur mit viel Dynamik und Dramatik und sehr intimen Einblicken in das Innen- und Gefühlsleben der verschiedenen Figuren. Jo Nesbos Romane lesen sich meisterhaft - egal ob die Einzelbände oder seine Harry Hole Reihe. Ich hoffe wieder einmal auf eine erstklassige Geschichte und einen Wahnsinnsthriller, den ich selbstverständlich gern vorab genießen würde.