Grandioses Verwirrspiel - nicht nur durch den Titel

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edda Avatar

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Ein Polizeischlächter wählt frühere Tatorte von Morden die nie von der Polizei aufgeklärt wurden und mordet genau dort aus Rache Polizisten.
Doch welche Rache? Verletzte Gefühle und eine Persönlichkeitsstörung, bei der keinerlei Konsequenzen für das Handeln gescheut werden.

Kronzeuge Rudolf Asajev , russischer Drogenbaron ist der Komapatient und wird ermordet. Harry Hole, unser Held und Protagonist, taucht erst nach 200 Seiten auf – nachdem wir fast die Hoffnung aufgegeben hätten, ihm lebend zu begegnen.
Harry agiert rasant und holt auf, was ein Drittel Vorbereitung war. Der Leser wird nicht enttäuscht.

Jo Nesbo spielt mit einer Leichtigkeit mit unseren Emotionen, lässt sie Achterbahn fahren. Hier ist nicht alles so, wie es erscheint Das Vertraute kann jederzeit ein anderes Bild vermitteln, das Liebgewonnene verschwinden (Beate Loenn). Jedes Ausruhen wird jäh gestört. Nesbo treibt es auf die Spitze.
Die Vermutung, dass der Komapatient Harry sein könnte, dass Aurora, die Tochter von Stale Aune, das vermisste Mädchen sei , dass wir uns auf Harrys Beerdigung wiederfinden...das Veränderliche ist der rote Faden.
Nebenfiguren sind entscheidend für den Haupterzählstrang, um ihm eine überraschende Richtung zu verleihen. Der alte Leiter des Dezernats bringt Senatorin Skoyen zu Fall, Rakel, die zu beschützende, rettet Harry das Leben.

Das Buch öffnet immer neue Perspektiven. Es laufen mehrere Handlungsstränge parallel, im grandiosen Finale, als Rätsel für den Leser, alle mit den Eventualitäten, den Mörder zu enttarnen, alle in Bezug auf unterschiedliche Darsteller, who dunnit?

Aber darum geht es nicht nur, das macht den Kriminalroman so unglaublich spannend. Es sind die Verknüpfungen, die Wendungen, das Zerren an den Emotionen, das lebendige des Buches, ist das, was fesselt. Man könnte sagen, so aufschlussreich und vielseitig wie die psychologische Persönlichkeitsstudie eines Menschen. Hier werden Tiefen ausgelotet.Der Held trotzt den Gefahren, das ist das, worauf wir uns verlassen können und gewohnt sind. Verlass ist auf den Helden, der den Gefahren trotzt, doch auch der ist nicht mehr der uns vertraute Harry Hole, den wir aus den vorangegangenen Büchern kenne,: distanziert, handelnd, wenig Privates preisgebend. In „Koma“ erfahren wir mehr von Harry Hole als in den voran gegangenen Romanen, Nicht nur der Einblick in seine grenzüberschreitenden Anlagen, seine Dämonen, sein Zerstörungstrieb - wenn die Welt zu heil wird, tauchen sie auf - In „Koma“ gibt es einen Reifeprozess des Einzelgängers Harry Hole - Die bewusste Entscheidung zu seiner Liebe Rakel und deren Sohn Oleg mit den Konsequenzen, einen ruhigeren Job als Dozent an der Polizeihochschule auszuüben. Doch auch hier wird er eingeholt, er ist eben der beste Ermittler und soll am ungeklärten Fall maßgeblich beteiligt werden.

Beste Unterhaltung auf hohem Niveau - Scharfe Analyse der Personen, das neue Buch geht weit über einen Kriminalroman hinaus.

Die Idee zu Harry Hole entwickelte Jo Nesbo auf einem Flug nach Sydney, bei der dann 1997 der erste Harry Hole Krimi „der Fledermausmann“ erschien, der als bester skandinavischer Kriminalroman ausgezeichnet wurde. Danach folgten mit diesem neuen Krimi 9 weitere, in insgesamt über 40 Sprachen übersetzt.
Sein neuer Harry Hole Krimi schließt unmittelbar an seinen letzten Fall „Die Larve“ an.
Der Roman „Koma“ heißt im Original politi = Polizei.