Ich habe mich müde gelesen

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laberlili Avatar

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Noch nie hatte ich einen Nesbø-Roman gelesen und vielleicht war es darum auch nicht allzu geschickt, gleich mit dem zehnten Band, "Koma", der Harry-Hole-Reihe zu beginnen, aber zum Einen bin ich der Meinung, dass Krimi-/Thrillerserien jederzeit einen Einstieg ermöglichen sollten und zum Anderen fand ich die hier dargebotene Leseprobe zwar nicht extrem fesselnd, aber doch Neugier erweckend.

Jedoch ermüdete mich der Roman eher und ich überlegte immer wieder, ihn vorzeitig zu beenden: Ich fand einfach nicht in die Geschichte hinein, was weniger daran lag, dass ich keine Harry-Hole-Vorkenntnisse hatte, sondern vielmehr daran, dass mir hier einfach alles "zu viel" war: Zu viele Personen, zu viele Morde, zu viele Straftaten, zu viele (falsche, halbrichtige, richtige) Verdächtigungen.
Als Leserin ziehe ich einfach Krimireihen vor, die sich konkret um einen bestimmten Ermittler drehen und konkret einen bestimmten Fall verfolgen, während hier eben eine größere Gruppe Ermittler einen Fall zu lösen versuchte, der sich später in mehrere Fälle unterteilen ließ, die -teils eher recht nachlässig- miteinander verwoben waren. Ich bin kein Fan von weitere Kreise ziehenden Komplotten, die mich aufgrund ihrer Fülle später erst gründlich resümieren lassen, wer jetzt eigentlich nochmal was wie wo und warum getan hat, wie es bei "Koma" nun der Fall war.
Zudem irritierte mich, die ich von Anfang an einen Harry-Hole-Roman erwartet hatte, dass dieser erst nach 100 Seiten überhaupt mal richtig erwähnt wurde und es nahezu nochmals so lange dauerte, bis er tatsächlich auf den Plan trat - und ich muss zugeben: Ich finde die Figur des Harry Hole total blass und uninteressant. Ich konnte hier keinen charismatischen, genialen Ermittler ausmachen, sondern erkannte lediglich einen leidlich befähigten (Ex)Polizisten, der ab und an mal einen richtigen Gedankenblitz hatte.
Nein, nach dem Lesen von "Koma" denke ich nicht, dass ich mich je bei den Harry-Hole-Fans einreihen würde.

Auch Nesbøs eher ausschweifender Erzählstil sagt mir nicht zu; mir war das nun alles zu gekünstelt auf spannend getrimmt. Am Ende war ich schon fast genervt von der schreiberischen Eigenart, Szenen zunächst namenlos zu schildern, um den Leser dann damit zu überraschen, welche Figuren just überhaupt beteiligt waren und den unerwarteten plot twists innerhalb der Szenerien, die man bald aber schon erwartete, weil die ja eigentlich immer kamen.

Meinen persönlichen Lesegeschmack hat "Koma" somit gar nicht getroffen; schade!