Krimi der Extraklasse!

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botte05 Avatar

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„Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt.

Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler Harry Hole fehlt. In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall. Spannung pur – der beste Harry Hole aller Zeiten!“ – Zitat Buchbeschreibung

Wie soll ich diesen Krimi nur rezensieren, ohne „alles“ zu verraten!? Ich möchte die Handlung in die Welt hinausrufen, will alle daran teilhaben lassen, wie es Jo Nesbø wieder einmal gelingt, meine Gefühlswelt zu manipulieren, mein vermeintliches detektivisches Gespür in die Irre zu leiten, mir ein fröhliches Lachen sowie kurz darauf Trauer zu schenken und mich vor Spannung fast platzen zu lassen. Der Autor spielt mit mir als Leser und es war für mich ein Genuss, hieran teilzuhaben!

Erst vor kurzem habe ich „Die Larve“ von Jo Nesbø gelesen, so dass ich in „Koma“ direkt in der Handlung drin war, welche an die Geschehnisse aus dem Buchvorgänger anknüpft. Ein „Polizistenschlächter“ ist auf der Jagd. Offenbar straft er Polizisten ab, die ihre Arbeit nicht sorgfältig ausgeübt und brutale Mordfälle der Vergangenheit unaufgeklärt zu den Akten gelegt haben. Die Beamten erleiden ihren Tod an dem Ort und zu der Zeit, wo auch seinerzeit der „Originalmord“ stattfand.

Doch die Polizei ist – genau wie damals – nicht in der Lage, die Morde aufzuklären. Die negativen Pressestimmen werden immer lauter und auch der Senat drängt auf Ergebnisse. So setzt Gunnar Hagen eine kleine, zunächst geheime, Spezialeinheit ein, bestehend aus den bewährten Ermittlungsgefährten Beate Lønn, Katrine Bratt, Bjørn Holm
dem Psychiater Ståle Aune. So gut und eingespielt dieses Team auch ist, Harry Hole fehlt ihnen, ist in ihren Gedanken jedoch mittendrin dabei.

Meiner Begeisterung über diesen gelungenen Krimi habe ich eingangs schon Raum gegeben. „Koma“ ist ein guter, solider, aber auch brutaler und psychologisch ausgefeilter Krimi. Jo Nesbø arbeitet mit mehreren parallelen Handlungssträngen, die abwechselnd weitergeführt werden. So erhöht er z. B. in einem die Spannung, um kurz vor dem Höhepunkt wieder in ruhigeres Fahrwasser eines anderen Handlungsstranges zu wechseln. Das ärgert mich, ich will „es“ doch jetzt wissen, will „sofort“ den Fall lösen. So lese ich doch wieder länger, klebe an dem Buch, aber es will nicht gelingen, die 624 Seiten „in einem Rutsch“ zu verschlingen.

„Koma“ war jetzt mein vierter Jo Nesbø, so könnte man mich als voreingenommen oder befangen einstufen hinsichtlich meiner Bewertung. Aber jeder Krimifreund sollte sich nach meiner Einschätzung dieses Buch keinesfalls entgehen lassen!
Inwieweit sich ein Einstieg in dieses Buch ohne Kenntnis der Vorgeschichte problemlos, ohne zu viele Fragezeichen gestaltet, vermag ich natürlich nicht einzuschätzen.

Rezension: Jo Nesbø, Koma, Ullstein-Verlag, Krimi, 624 Seiten, 22,99 €, Erscheinungsdatum: 11.11.2013