Amüsant, aber rätselhaft

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apomaus Avatar

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Schon die Bedeutung des Titels "Kopf hoch, sprach der Henker" blieb mir leider bis zum Schluss des Buches unerklärlich. Und warum auf dem Titel ein Schaf abgebildet ist? Keine Ahnung!
Aber der Reihe nach. Die Inhaltsangabe des Buches ist schnell gemacht. Eine sehr heterogene Gruppe von Künstlern aller Art wu Wrde mit großen Versprechungen zu einer Art Künstlercamp nach Irland eingeladen. Jeder hatte sich so seine Vorstellungen gemacht, in welchem Luxus das so abgehen würde - stattdessen landet die Reisegruppe in einer Bruchbude von ehemaligem Hotel, schmutzig, kalt, natürlich ohne Personal und in jeder Hinsicht unzumutbar. Trotzdem muss man sich mit den Verhältnissen arrangieren, der verantwortliche Seamus scheint unter einer Art Alzheimer-Demenz zu leiden und hat außer seiner bevorstehenden Ausstellung in Dublin eigentlich für nichts Interesse. Mehr schlecht als recht kümmert er sich um Einkaufen und sonstige Bedürfnisse der Truppe, die schon bald beginnt, sich Gedanken zu machen, wie man nun von hier wieder wegkommen könnte. Es entsteht eine Mischung aus "Herr der Fliegen" und "Big Brother"-Situation, nur die Beobachter von außen fehlen. Man ist auf begrenztem Raum zusammengepfercht und es gibt eigentlich nichts zu tun, also was passiert? Zwischen Pokerspielen und Flucht, zwischen Sex und künstlerischer Betätigung agieren die Personen.
Michael-André Werner schildert das Ganze nüchtern und mit sprachlich durchaus flüssigem Stil, auch wenn es z.T. zähe Passagen gibt (aber das lässt die aufkommende Langeweile im Hotel ja ganz gut nachempfinden). Insofern fühlte ich mich unterhalten, jedoch frage ich mich nach dem Ende der Lektüre: und was soll das Ganze? Es handelt sich nicht um einen Krimi, es gibt auch keine Auflösung der Frage, warum die Menschen nun zu diesem merkwürdigen Aufenthalt zusammengeholt wurden. Fast vierhundert Seiten stark verlangt das Buch Durchhaltevermögen und man kann nicht behaupten, dass atemlose Spannung die lange Lesedauer verkürzt.
So stehe ich nun etwas ratlos vor der Aufgabe, ein Urteil über dieses Buch abzugeben. Ich gestehe ganz offen, nicht verstanden zu haben, was die Aussage des Romanes ist. Ob das an mir als dem Empfänger der Boschaft oder an M-A Werner als deren Sender liegt, kann ich nicht beurteilen, vermutlich liegt es an beiden. Trotzdem ärgere ich mich nicht, mich durchgekämpft zu haben, denn immer wieder blitzen richtig gut und geistreich erzählte Episoden auf und die machen echtes Lesevergnügen.