Die Leseprobe hatte mich mehr erwarten lassen

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laberlili Avatar

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Von der Leseprobe zu "Kopf hoch, sprach der Henker" war ich anfangs doch total angetan und erwartete eine humorige und skurrile Geschichte, aber letztendlich muss ich zugeben, dass ich den Roman zwar tatsächlich sehr gern gelesen und mich auch prima unterhalten gefühlt habe, doch vermochte ich eine echte Handlung nicht zu erkennen: Irgendwie blieb für mich auch bis zuletzt unklar, welche Intention Seamus eigentlich genau verfolgte und wie es zu dieser "Team-Zusammenstellung" kam, in der offensichtlich nicht nur Künstler vertreten waren. Während der Protagonist Karten sich zumindest als Künstler ausgab, verstand ich nicht, wie und warum und sowieso beispielsweise die Friedensdienstleister mit von der Partie waren, die wohl kaum in Bezug auf ihre künstlerische Tätigkeit bezuschusst wurden. Auch wenn es um Fördergelder gegangen sein sollte, kann ich nicht nachvollziehen, wieso sich die Mannschaft nicht nur aus Künstlern zusammensetzte und das hat mich arg irritiert und ich hätte mir da letztlich eine genauere Erörterung gewünscht, wer nun eigentlich genau wieso dort mit in Irland war.
Für eine Art geplanter Künstlerkolonie fand ich die zusammengewürfelte Hausgemeinschaft aber auch sehr lethargisch, arg konventionell und zu früh resignierend: Diverse Teilnehmer wurden ausser in der "Anwesenheitsliste" gar nicht weiter erwähnt und der Rest wartete hauptsächlich das Ende der Zeit in Irland ab.Die paar Leute, die sich tatsächlich künstlerisch betätigten, sonderten sich dazu vom Rest der Gruppe ab und der Einzige, der ansonsten in der kargen Einöde tatsächlich eine gewisse Kreativität entwickelte, war Karsten, der sich selbst gar nicht als Künstler sah und der hauptsächlich aus Langeweile heraus künstlerisch agierte.

Nun liess sich der Roman zwar wirklich amüsant lesen, sehr gut gefielen mir die Zusammenstösse der diversen Mentalitäten - und da war es schade, dass die verschiedenen Nationalitäten aber auch stark der Cliquenbildung nachhingen; hier hätte ich gerne über mehr Aufeinandertreffen gelesen.
Wie gesagt. Ich hatte starke Erwartungen, aber im Verlauf der Handlung stolperte die Geschichte immer wieder über sich selbst und wurde dann, zudem äusserst seltsam, zu einem hektischen Ende gebracht, welches mir nun gar nicht gefiel.
Als wirklich stark habe ich leider nur das erste Viertel des Romans empfunden, aber da er sich unterhaltsam leicht weglesen liess, reicht es immer noch für drei Sterne in der Gesamtwertung (während ich meinen Leseeindruck vormals noch mit fünf Sternen garniert hatte).