Kopf hoch, sprach der Henker

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Ein 6-wöchiger Aufenthalt in einem irischen Hotel für junge europäische Künstler entpuppt sich als Reinfall. Das Hotel ist offensichtlich schrottreif, Organisation ist nicht vorhanden, Lebensmittel auch nicht, der Organisator ist ein völlig überforderter Chaot. Von der Idee her nicht schlecht, die Ausführung lässt leider Wünsche offen. Am Anfang ist das ja alles noch ganz nett, aber dann verliert sich der Autor in alltäglichen Kleinigkeiten, die – so für sich allein und ständig wiederholt – niemanden ernsthaft interessieren. Allein die Frage „Wer kocht heute?“ ist zum Schluss derart überstrapaziert, dass es dem Leser noch nicht einmal mehr ein Lächeln entlockt. Der Autor hätte gut 100 völlig überflüssige Seiten weglassen können. Der dröge Alltag langweilt schon im Original ziemlich, den muss ich nicht auch noch lesen. Und wenn sich der Protagonist zum 50. Mal einen Kaffee kocht, ist das sicherlich kein Stoff für einen 300-Seiten-Roman. Die vom Autor ersonnene Gruppendynamik kommt nur in Ansätzen rüber und die Idee mit dem Geist ist auch nicht der Brüller und wenig originell. Überhaupt ist das Ganze ziemlich unlogisch. Welche Gruppe hängt ohne Lebensmittel eine Woche in der irischen Pampa herum? So dünn besiedelt ist Irland auch nicht, dass man da selbst zu Fuß nicht irgendwie weg käme. Notfalls hätten sicherlich einige auch erfolgreich die Mitfahrgelegenheit im Auto des Teamers genutzt. Aber nein, alle bleiben und die Handlung plätschert völlig unmotiviert und teilweise völlig zusammenhanglos vor sich hin. Heute essen wir dies, morgen essen wir das und zwischendurch wird ein bisschen gepokert. Dazu kommen einige lose Enden: Was ist mit Jill passiert und was mit Olof? Hier werden Handlungsstränge spektakulär begonnen und verlaufen dann im Sande. Schlecht gemacht. Überhaupt bringt der Autor bis zum Schluss nicht rüber, was er eigentlich schreiben will. Eine Tragödie? Einen Krimi? Einen Roman? Eine Komödie? Eine Mischung aus was davon? Das wird für immer sein Geheimnis bleiben. Der große Schlussgag – wenn er denn diese Bezeichnung verdient – lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Hätte man besser machen können. Für die an sich gute Idee der Story gibt es von mir zwei Punkte, mehr allerdings nicht.