Wo bleibt die künstlerische Betätigung?

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sommerlese Avatar

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Dieses Cover mit dem Schafskopf und dem für Irland typischen vierblättrigen Kleeblatt hat mir sofort gefallen. So sollen humoristische Bücher aussehen.

In diesem Roman geht es um den vermeintlichen Nachwuchs-Literaten Karsten Kühne, der zu einem 6-wöchigen Stipendium nach Irland reist. Dort erhofft er sich feuchtfröhliche Guinnessabende und flotte Stipendiatinnen aus aller Herren Länder. Doch er findet sich in der irischen Pampa fernab jeglicher Zivilisation in einem baufälligen Hotel wieder. Die Lebensmittelversorgung ist schon mal das erste Problem, Handyempfang gibt es keinen und statt der Einzelzimmer sind lediglich ausgediente Mehrpersonen-Matratzenlager für die jungen Leute vorhanden. Vor Ort kümmert sich Seamus, ein unzuverlässiger und vergesslicher Ire um die "Hotelleitung". Hochmotiviert sollen die Stipendiaten ihre künstlerischen Fähigkeiten ausüben und gemeinsam ihre Werke entwickeln. Es wird eher ein Überlebenstraining mit dem Kampf ums Essen, Heizung und Waschmaschine!

Zuallererst werden die Charaktere vorgestellt, die fünf Nationalitäten umfassen.

Die ernüchternden Probleme der heruntergekommenen Behausung werden schnell erläutert und gespannt macht man sich auf die Entdeckung der verschiedenen Grausamkeiten, die von den jungen Leuten tagtäglich entdeckt werden. Man erwartet ein gemeinsames Angehen der Probleme und das soziale Aufarbeiten in der Gruppe. Doch jeder muckelt so vor sich hin und nur die Gefühle und Gedanken des Protagonisten Karsten zeigen Regung. Aber auch er verfällt einer Lethargie und die naheliegenden Probleme wie Essen und Trinken werden regelmäßig angegangen. Es gibt keine Putz- oder Aufräumaktionen, die den Allgemeinzustand der Herberge lebenswerter machen.

Stattdessen beginnt Karsten eine Affaire mit einer Schwedin und auch die anderen Stipendiaten sitzen ihre ungemütliche Situation stoisch aus.

Leider erfährt man auch von der irischen Landschaft, Kultur oder Musik rein gar nichts. Niemand scheint hier in der Lage zu sein, Kontakte zur Außenwelt herzustellen. Karsten ist einer von vielen Untätigen und wird dadurch nicht sympathisch.

Der Schreibstil ist durchaus flüssig und gut zu lesen. Es gibt einige lustige Szenen, die aber die vor sich hingleitende Story nicht spannender machen. Auch die Charakter entwickeln sich nicht weiter, sondern sie verharren in ihrer Einöde. Eine junge Frau flieht aus der Situation, von ihr wird nie wieder etwas gehört. Das gibt leider einen etwas zähen Eindruck und die Geschichte bleibt flach.

Im Ansatz hat mir diese Geschichte gefallen, dieses Künstlertreffen hätte viel Potential für große Schaffensphasen gehabt. Doch die Stipendiaten dümpeln so vor sich hin, ohne künstlerisch richtig aktiv zu werden. Als dann auch noch ein Toter gefunden wird und der Hausgeist John auftaucht, beginnt das Ganze für mich regelrecht zu Klamauk zu werden.

Trotz einiger humorvoller Ansätze hat mir dieses Buch nicht gefallen und das Motto der Rückseite hatte dieses Mal durchaus recht. Es besagt: "Nichts ist so schlimm, dass es nicht noch schlimmer sein könnte." Manchmal sind Klappentexte also doch ehrlich!