Kleinstadtidyll?

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marapaya Avatar

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Wenn die Menschen vom Idyll der Kleinstadt reden, sprechen sie selten davon, auch in ihr leben zu wollen. Während man in der Großstadt untertauchen kann und seine Nachbarn nicht grüßen muss, kennen sich auf dem Land alle untereinander und beäugen sich tagein tagaus. Der Nachbar weiß, wie oft du deinen Rasen mähst und welche Biersorte in deinem Kühlschrank liegt. Wenn man sich mag, hilft man sich. Wenn man sich nicht mag, redet man übereinander. Es muss kein schlechtes Leben in einer Kleinstadt sein, aber wenn du nicht bist wie die anderen, ist es die Hölle.
In welcher Zeit Kent Harufs Roman spielt, lässt sich schwer ergründen. Es klingt nach einer Zeit vor der Mobilfunkära. Dad Lewis ist alt und krank, es wird sein letzter Sommer sein, den er erleben kann. Seine Frau und seine Tochter sind an seiner Seite, doch der Sohn fehlt. Harufs Kostbare Tage sind durchwirkt mit Melancholie, Einsamkeit und einer gewissen Schwere, die über allen Figuren liegt. Trauer quillt aus den Zeilen, Erinnerungen über vergangene Momente, verpasste Chancen und der leisen Hoffnung, dass in diesem letzten Sommer doch alles wieder gut werden könnte.