Wie erwartet super

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marialein Avatar

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Mit _Krähenmann_ versucht sich Corina Bomann an einem etwas anderen Genre. Ihr Jugendthriller zeigt, dass ihr Spannung und kranke Psychen ebenso liegen wie die romantischen Abenteuergeschichten, die ich bisher von ihr kenne.

Die Hauptfigur ist das Waisenmädchen Clara Hansen. Da ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, als sie noch jung war, wuchs sie in einem Heim auf. Dank dieser Erfahrung lernt sie, sich durchszusetzen und ist entsprechend auf ihr Abenteuer mit dem Krähenmann vorbereitet. Als sie nämlich dank Begabtenstipendium auf das Eliteinternat Rothensand auf der Insel Rügen kommt, hat sie es mit einer Reihe seltsamer Morde zu tun. Claras Mitschülerinnen werden entführt, umgebracht und mit angenähten Krähenflügeln aufgefunden.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat es auch noch ihre Mitschülerin Melanie auf sie abgesehen. Hat sie Vorurteile gegenüber der "Neuen"? Oder ist sie eifersüchtig, weil sich Clara so gut mit Melanies heimlichem Schwarm Alex versteht?

Die ersten Tage und Wochen auf Rothensand sind also der reinste Horror für Clara. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen und schafft es schließlich, mithilfe ihrer Freunde und einem mysteriösen "Ratgeber", dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Dass sie sich dabei selbst in Gefahr begibt, schreckt sie nicht ab...

Nicht umsonst wird in dem Roman schon ziemlich früh auf Harry Potter angespielt - Tatsächlich erinnert die Schule sehr stark an Hogwarts, und Clara ist ebenso unerschrocken und abenteuerlustig wie Harry. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich mich sehr schnell in die Geschichte und die Charaktere hineinfühlen konnte.

Interessant ist in diesem Roman die Erzählweise aus mehreren Perspektiven: Während hauptsächlich Clara in der Ich-Form zu Wort kommt, erhält der Leser auch immer wieder einen Einblick in die Sicht des jeweiligen Opfers, sowie des Mörders. So lernt der Leser langsam verstehen, was in dem Täter vor sich geht, noch lange bevor Clara es ahnen kann. Sehr gelungen finde ich an dieser Sichtweise auch, dass das, was am Anfang wie das Werk eines armen Irren wirkt, doch völlig menschliche und beinahe nachvollziehbare Hintergründe hat.

Sowohl Handlung als auch Erzählstil konnten meine hohen Erwartungen voll und ganz erfüllen. Das relativ dicke Buch war schon nach kurzer Zeit ausgelesen, doch das ist überhaupt nicht schlimm, denn das offene Ende deutet auf eine baldige Fortsetzung hin. Schließlich steckt noch so viel in den Mauern von Rothensand verborgen, dass ein Roman eigentlich gar nicht ausreicht. Nun freue ich mich auf die Fortsetzung!