Bizarres Geocaching in Kentucky

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theresia626 Avatar

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Carson Ryder hält sich in seinem Strandhaus in Mexiko auf, als er einen Anruf von Nancy Wainwright vom Alabama Institute of Aberrational Behavior erhält. In dem Institut werden die gefährlichsten Psycho- und Soziopathen des Landes untergebracht und analysiert. Er soll verhindern, daß der Schwerverbrecher Bobby Lee Crayline, der schon wieder in das Institut eingeliefert wurde, hypnotisiert wird. »Craylines Anwälte wollen mit Hilfe einer Regression mehr über Bobby Lees Kindheit erfahren.« (S. 8) Carson hatte Crayline vor Monaten verhört und noch heute hatte er den unerträglichen Gestank, der von ihm ausging, im Gedächtnis. Alles an Craylines Aussehen war furchteinflößend gewesen. Carson befürchtet, daß dieser nach der Hypnose vollkommen ausrastet und fährt mit Mr. Mix-up (seinem Mischlingshund) ins Institut. Die Hypnose kann er nicht unterbinden und auch die von langer Hand geplante Flucht Craylines nicht abwenden.

Monate gehen ins Land, die Ermittlungen sind festgefahren, Crayline scheint vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Ryder arbeitet weiter unermüdlich an unzähligen Mordfällen in Mobile, wo er zu einer Spezialeinheit des Police Department gehört. Als ihm sein Chef anbietet, endlich einmal Urlaub zu machen, willigt er ohne große Diskussionen ein und erhält zufälligerweise zur gleichen Zeit einen Anruf von Dottie Fugate aus Kentucky. Bei ihr war er vor vielen Jahren einmal Gast und jetzt hat die Glücksfee ihn aus der Lostrommel gezogen. Der Hauptgewinn ist ein kostenloser Urlaubstrip in eine entlegene Blockhütte. Einsame Wanderungen, ausgiebige Klettertouren in einer wunderschönen Landschaft, das Angebot konnte er nicht ablehnen. Nach kürzester Zeit erhält Ryder einen anonymen Anruf, der ihn zu einer grausam mißhandelten Leiche führt. Nach anfänglichen Verständigungsproblemen arbeitet er mit Donna Cherry, einer ausgesprochen attraktiven Polizistin zusammen. Völlig überraschend taucht auch Jeremy Ridgecliff, der Bruder von Ryder auf. Der seit Jahren mit einer falschen Identität ausgestattete flüchtige Serienmörder gibt sich als Psychologe Dr. Charpentier aus und lebt auf einem großen Grundstück unweit von Ryders Blockhütte. Zieht er die Fäden?

 „Krank“ von J.A. Kerley läßt sich leicht und flüssig lesen, die Protagonisten sind gut ausgearbeitet. Der Autor bedient sich des in Amerika sehr beliebten Geocaching. Diese moderne Art der Schatzsuche mit GPS führt jedoch nicht zu vergrabenen Caches in denen ein „Schatz“ zu finden ist. Die Koordinaten stehen auf der regionalen Geocaching-Website East Kentucky Geofun und führen den Sucher zu grausam mißhandelten „unbescholtenen Bürgern“, die einem brutalen Serienmörder zum Opfer gefallen sind. Die Daten enthalten abweichend noch ein kryptisches Symbol, das den Ermittlern anfangs ein großes Rätsel aufgibt, entscheidend aber für die Auflösung der Fälle sein wird.

Etwas ungewöhnlich ist, daß Carson Ryder als Ich-Erzähler auftritt, was die Spannung etwas aus dem Thriller nimmt. Der Leser kann davon ausgehen, daß Ryder, der selbst „zum Gejagten“ wird, dies auf jeden Fall unbeschadet überstehen wird. Was geschah mit Evangeline Prowse, der früheren Leiterin des Instituts, die „vor zwei Jahren in Manhattan unter recht bizarren Umständen ums Leben gekommen“ ist? (S. 8) Geht dieser Mord auch auf das Konto von Jeremy Ridgecliff? Eine Antwort auf diese Frage gibt der 5. Band um den psychopatischen Bruder von Carson Ryder nicht. Das Cover ist recht unspektakulär, paßt aber gut zur Handlung, denn die bizarren Morde sind nicht nur ein Albtraum für die Ermittler, sondern auch „eine harte Nuss“ (S. 297), die sie gemeinsam knacken müssen. „Krank“ ist kein außergewöhnlicher Thriller aber gute, zum Teil auch spannende Unterhaltung mit einer Portion Humor.