Ein Genuss

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katrinb Avatar

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Dieses Buch war für mich ein echter Lesegenuss. Nicht so sehr wegen seiner Handlung, denn die ist schnell erzählt. Hauptfigur und Namensgeber des Romans ist Ralph Krass, ein selbstverliebter, charismatischer, super-reicher Geschäftsmann. Im ersten Teil des Romans lernen wir ihn in Neapel inmitten einer Gruppe ziemlich skurriler Charaktere kennen, die sich von ihm aushalten lassen. Nach einem Verrat löst sich die Gruppe auf. Im zweiten Teil berichtet sein nunmehr total verarmter ehemaliger Assistent Dr. Jüngel von der gemeinsamen Zeit und seinen Eheproblemen und im letzten Teil, der zwanzig Jahre später und in Kairo spielt, schließt sich der Kreis, indem die Hauptpersonen wieder aufeinandertreffen.
Mosebachs Sprache und Schreibstil gefallen mir ausnehmend gut. Die Figuren werden plastisch und mit feinem Humor gezeichnet. Mosebach schafft das Kunststück, seine Figuren zu überzeichnen, ihnen aber trotzdem Leben einzuhauchen. Dabei scheint immer eine gewisse Sympathie des Autors durch. Selbst eine Figur wie Krass ist nicht einfach nur unsympathisch, sondern ein vielschichtiger Charakter.
Hohe sprachliche Ausdruckskunst, facettenreiche Charaktere, interessante Schauplätze und viele hübsche kleine Episoden – „Krass“ hat alles, was ich mir von einem Roman wünschen könnte.