Enttäuschend

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sandra falke Avatar

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Was der Klappentext von Mosebachs "Krass" verspricht, wird im ersten Teil des Romans grundsätzlich erfüllt. Ein einflussreicher Geschäftsmann, umhüllt von der mystischen Aura von Reichtum und Selbstbewusstsein, bewegt sich durch die kulturellen Wiegen Europas. In der ersten blüht er auf und wird von einer Horde "Spezialisten" vergöttert und umworben, gibt ohne Sinn und Verstand Geld für materialistische Undinge aus und duldet keinen Widerspruch. Denn Ralf Krass hat keine Zeit.

Im zweiten Aufenthaltsort verfällt er dann jedoch körperlich und moralisch, lässt einen jungen Anwalt über sein Leben walten, unterhält sentimentale Gedanken und verliert sich selbst vollends.

Obwohl der Stil des Textes wahrhaft genussvoll ist und einiges an beeindruckenden Satzstrukturen, Wortkompositionen und Gedankenmaterial darlegt, überraschte der Perspektivenwechsel im zweiten Teil negativ – die Erzählung hielt ab da nicht mehr, was versprochen wurde, der Roman wurde graduell zu einer Enttäuschung.

Das Zwischenspiel war überflüssig, eine Rückkehr zu Krass bis hin zum Ende der Erzählung nicht mehr möglich – wenngleich Krass zurückkehrte.
Schade.