Keine "krasse" Lektüre

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Alles beginnt so gut in Martin Mosebachs neuem Roman "Krass". Ein Zauberer führt dem gebannten Publikum Tricks vor, die Menschen verfolgen gebannt seine Kunststücke. Doch mit dem Auftauchen der Gruppe rund um Ralph Krass ändert sich die Stimmung im italienischen Bergdörfchen - und auch meine Lesestimmung changierte bald. Mit zunehmender Länge findet immer mehr Ödnis in die seitenlangen Beschreibungen von Trinkgelagen und Konversationen über Kunst und Moral hinein. Martin Mosebach wählt einen altmodischen Duktus, der in seinem absoluten Willen zum Vergangenen bald albern wirkt. Da mag die alte Rechtschreibung noch nicht allzu sehr stören, aber Neologismen wie "flirtistisch" oder "mittelmeerisch" nebst "Sophas" wirken dann doch mit der Dauer reichlich manieriert. Auch sind Titulierungen wie "Mademoiselle" für die Damen oder Figuren namens Lidewine oder Madame Lecoeur-Jouet mehr als nur etwas überzogen.

Das Buch entfaltet keinen wirklichen Sog, vielmehr dominiert Statik und Langeweile. In Verbindung mit der stark artifiziellen Prosa kam bei mir leider keine große Begeisterung auf. Alles andere als "krasse" Lektüre.