Keine leichte Kost - Sprachkunst auf hohem Niveau

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
panteno Avatar

Von

Der Titel des Romans, der zugleich Name des Protagonisten ist, ist hier Programm: Der etwas undurchsichtige aber zugleich auch abgebrühte Geschäftsmann Krass hält gerne alle Fäden in der Hand, er wird in dem Roman als autokratische diabolische Figur gezeichnet. Er strotzt scheinbar vor Macht und Einfluss und zieht alle in seinen Bann. Dadurch gelingt es ihm auf raffinierte Art, seine Mitmenschen zu manipulieren.
Ein etwas missglückter Abend mit Zaubervorstellung, den sein immer etwas schwächlich wirkende Assistent Dr. Jüngel für seinen Chef in Neapel organisiert hat, macht den Auftakt des Romans. Hier kommt er in Kontakt mit Lidewine, der jungen Gehilfin des Zauberers. Macht und Liebe, Nähe und Distanz, das ist der Zauber, aus dem sich die weitere Geschichte entspinnt, angereichert mit bizarren Bildern, bis die ganze Hochstapelei auseinanderbricht und doch wir mit Jüngel erfahren, wie alles mit allem zusammenhängt.
Der Roman lebt davon, dass er aus der Perspektive seines Assistenten Jüngels erzählt wird, angereichert von Faxnachreichten an seine Frau und geheimen Tagebuchnotizen, in denen er das Erlebte noch einmal psychologisch reflektiert, die aber für meinen Geschmack phasenweise etwas langatmig geraten sind und der Blick aus der Distanz auf das Geschehen, den Jüngel an den Tag legt auch für den Roman prägend ist.
Zusammenfassend kann angemerkt werden, dass der Roman „Krass“ von Mosebach Sprachkunst auf hohem Niveau ist, ein intellektueller Genuss aber sicher keine leichte Kost.