Wer wirft den ersten Stein?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
suse9 Avatar

Von

Krass als einen Menschen zu bezeichnen, der mit Geld um sich wirft, wäre zu einfach. Natürlich setzt er voraus, dass die Leute, die ihn begleiten – ein Rechtsanwalt, ein Doktor nebst Gattinnen, eine zufällige Unbekannte – sich als seine Gäste fühlen und ihn wie einen Stern umschwirren. Die Rechnungen begleicht ausschließlich sein Gehilfe, Adjutant Dr. Jüngel, und zwar in bar. Das Geld aus dem Koffer gehört zwar Krass und es versiegt nie, aber selbst in die Hand nehmen? Undenkbar. Ist er arrogant? Natürlich. Despotisch? Auf jeden Fall. Dennoch ist da etwas, was anzieht – seine Gäste, seine Angestellten und auch mich als Leser.

Der Roman umspannt den Zeitraum von 20 Jahren. Alle paar Jahre steigen wir in die Ereignisse ein und erfahren nur bruchstückhaft, oft nur angedeutet, was zwischenzeitlich geschah. Mancher fiel und ging verloren, während andere neu beginnen konnten. Die Geschichte lebt von ihren Zwischentönen. Viele kleine Episoden oder Betrachtungen laden zum Nachdenken ein. Selbst das Cover des Buches wird Thema und begeisterte mich. Manche Passagen musste – nein wollte – ich zweimal lesen, um besser verstehen zu können.

Das Buch „Krass“ ist etwas Besonderes, besticht durch seine Sprache und Tiefgründigkeit. Es liest sich nicht zwischen Tür und Angel. Konzentration ist vonnöten. Mochte ich die Protagonisten? Nein und doch ja. Schwarz/Weiß gibt es nicht. Nicht in der Wirklichkeit und nicht in der Literatur.

„Krass“ der besondere Roman.