Schwermütig-schön

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
madame—rivkele Avatar

Von

"Es ist wirklich so, wie ich mal gelesen habe: Wenn man als Erwachsener an einen Ort zurückkehrt, an dem man zuletzt als Kind war, ist plötzlich alles zusammengeschrumpft und eng. Nur die Bäume, denke ich und lehne die Stirn gegen die Autoscheibe, die sind gewachsen."

"Krummes Holz" von Julja Linhof ist die Geschichte eines jungen Mannes, der vor seiner Vergangenheit flüchtet und gleichzeitig spürt, dass er sich ihr stellen muss, um erwachsen zu werden.
Nach vier Jahren, die er in einem Internat verbracht hat, nimmt Georg einen Brief vom Bund zum Anlass, auf den elterlichen Hof zurückzukehren. Niemand scheint jedoch glücklich über seine Rückkehr. Nicht seine Schwester, nicht seine Oma und sein Vater scheint verreist zu sein. Nur Leander, der Sohn des ehemaligen Verwalters verhält sich ihm gegenüber nicht nur abweisend.

"Am Himmel über dem Hof räkeln sich schiefergraue Quellwolken, die die Sonne abschirmen."

Mit einer weichen, einfühlsamen Sprache gelingt es Julja Linhof beim Gelesen-Werden Bilder zu erzeugen. Sanft und unaufdringlich schreibt sie von Liebe und Sehnsucht, von Scham und der Unfähigkeit, den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, bin ich schließlich doch in die Geschichte eingetaucht und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es hat Stärken und Schwächen – manchmal wirkt die Geschichte ein wenig konstruiert – aber besonders die Beschreibung und Entwicklung der Gefühlswelten der einzelnen Figuren, macht den Debütroman "Krummes Holz" zu einem Lesehighlight.