Ein Kuchen-Engel für Ruanda.

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scoobydoo Avatar

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Ich hatte etwas anderes erwartet... was kann ich gar nicht so genau sagen, aber auf jeden Fall etwas anderes. Vielleicht habe ich mir bei der Buchbeschreibung etwas Seichteres vorgestellt.

Der Leseprobe gewählten Auzug besteht aus einem Gespräch zwischen zwei Frauen, die wohl nicht unterschiedlicher sein können.
Angel ist der Kuchen-Engel von Kigali. Jeder, der eine Torte für einen besonderen Anlass benötigt, gibt bei ihr eine Bestellung auf. Sie stammt aus Tansania, lebt jetzt aber aufgrund der Arbeit ihres Mannes in Ruanda.
Die Protagonistin ist sofort sympathisch. Sie wirkt scheint eine "gute Seele" zu sein, die sich rührend um ihre Familie kümmert.
Ihre Gesprächspartnerin ist die Frau des Botschafters aus Tansania.
Schnell werden die Unterschiede zwischen den beiden Frauen deutlich. Das Botschafter-Ehepaar gibt eine Bestellung für ihre Silberhochzeit auf - eine Torte wie die Weißen sie essen. Angel ist es fast peinlich solch eine Torte backen zu müssen.
Auch vor dem Hintergrund ernster Themen wie Politik, den Bürgerkriegm und AIDS sind die Frauen so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Überraschender Weise ist die bodenständige, vermutlich nicht zu obersten Schicht gehörende Angel diejenige die gut informiert ist und ihre für Afrika sehr liberalen Ansichten gut begründet erklären kann, während die Botschafterfrau keine Ahnung zu haben scheint, so windet sie sich aus politischen Gesprächen geschickt heraus, verwechselt Feministinnen mit Lesben und möchte es am liebsten den Glauben verbreiten, dass Tansania das einzige AIDS-freie Land südlich der Sahara ist.

Man lernt vor allem viel über Angel und ihre Familie - beide ihre Kinder sind bereits verstorben, weshalb sie und ihr Mann die Enkel großziehen müssen - und zumindest wenn man sich noch nie mit dem Thema befasst hat, wird man gleichzeitig mit Hintergrundwissen über Ruanda und auch Länder wie Somali und Tansania versorgt.

In der Leseprobe merkt man gleich, dass das Buch in einer uns fremden Kultur spielt - und das nicht erst, als die Lebensmittelfarbe, die ihr amerikanischer Nachbar von zu Hause mitgebracht hat, Angel zu Tränen rührt.

Von dem Buch darf man sicherlich keine politische Abhandlung erwarten, aber vielleicht ist es mal ein Stückchen "Massenliteratur" das es schafft subtil und ohne erhobenen Zeigefinger die Leute für die Problem im Afrika südlich der Sahara zu sensibilisieren und dabei noch eine schöne Geschichte zu erzählen.

Ich kann nicht verstehen, wieso die Lesprobe teilweise ziemlich schlecht bewertet wurde. Vielleicht weil die Leute etwas Seichteres erwartet haben, dabei ist das Buch gerade für Leute, die sich normalerweise nicht mit den Problemen dieses Kontinents auseinander setzen ein guter Einstieg, der vielleicht die Augen öffnet. Die Autorin stammt aus Sambia und scheint sich in Afrika gut auszukennen, ich bin sicher, dass sie viel über ihr Wissen über die Kultur der einzelnen Länder einfließen lässt.

Diese Leseprobe hat mich auf jeden Fall so von dem Buich überzeugt, dass ich es gerne lesen würde.