Spannender Krimi - sollte mit "Vorkenntnissen" zur Reihe gelesen werden

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Inhalt
Zur Goldenen Hochzeit des berühmten Schriftstellers Henning Bauer und seiner Frau Elisabeth, einer bekannten Verlegerin, findet auf einer Schäreninsel ein großes Fest statt, zu dem auch die Autorin Erica Falck und ihr Mann, Kommissar Patrik Hedström, eingeladen sind. Bei der Feier wird es ersichtlich, dass in der Familie Bauer nicht alles so harmonisch ist, wie die Presse es darstellt. Während der Feier wird in der gegenüberliegenden Kunstgalerie der erfolgreiche Fotograf Rolf Stenklo ermordet, der trotz seiner langjährigen Freundschaft mit dem Ehepaar Bauer der Einladung wegen der Vorbereitung einer Fotoausstellung nicht gefolgt ist. Als wäre ein Toter nicht genug, ereignet sich kurz darauf in der Familie Bauer eine weitere Tragödie.
Während der Ermittlungen in den Mordfällen ergeben sich Hinweise darauf, dass die aktuellen Fälle mit einem Mord aus dem Jahr 1980 in Stockholm zusammenhängen. Damals war Lars Bergström, eine Transfrau, die mit ihrer Tochter unter dem Namen Lola lebte, erschossen worden; in diesem Fall wurde – möglicherweise wegen Vorurteilen bezüglich der unkonventionellen Lebensweise des Opfers – nicht mit der gebotenen Sorgfalt ermittelt. Erica beschließt, zur Unterstützung ihres Mannes und auch für ihr neues Buchprojekt in diesem Cold Case zu recherchieren.

Beurteilung
Da auch im elften Band der Reihe das Privatleben von Erica und Patrik sowie seiner Kollegen eine gewisse Größenordnung einnimmt, sollte „Kuckuckskinder“ idealerweise erst im Anschluss an die vorherigen Bände gelesen werden. Der komplexe Kriminalfall ist jedoch in sich abgeschlossen und kann auch ohne Vorkenntnisse verfolgt werden.
Die Handlung verteilt sich auf zwei Handlungsstränge und Zeitebenen, deren gemeinsamer Nenner ein Kulturclub namens „Blanche“ ist, der in den späten Siebzigerjahren in Stockholm von einer Gruppe Kulturschaffender um Henning und Elisabeth Bauer gegründet wurde. In diesem Umfeld verkehrte auch die Transfrau Lola. Im 1980 angesiedelten Handlungsstrang wird aus der Perspektive von Lola und ihrer sechsjährigen Tochter Pytte berichtet, die es nicht leicht haben, sich in einem teilweise feindlich gesinnten Umfeld ein Leben aufzubauen. In der Freundschaft zu dem aufgeschlossenen Künstlerkreis um Familie Bauer findet Lola Halt, bis ihr Leben ein jähes Ende findet…
Der in der Gegenwart angesiedelte Handlungsstrang beleuchtet das verwickelte Beziehungsgeflecht in der Familie Bauer und ihrem Freundeskreis aus dem Kulturclub. Hier gelingt es der Autorin, die verschiedenen Persönlichkeiten individuell zu charakterisieren und schrittweise zu „entlarven“. In der Gesamtheit sind die Umstände, die nach und nach ans Licht kommen, allerdings etwas zu viel des Guten und nicht uneingeschränkt glaubwürdig. Nichtsdestotrotz bietet der Kriminalroman aber spannende Unterhaltung und ist durch den häufigen Perspektivwechsel schwer aus der Hand zu legen.
Interessant ist auch die Schilderung des Lebens einer Transperson in den 1980er Jahren, zu einer Zeit, als dieses - derzeit sehr aktuelle – Thema noch wenig ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt war.

Fazit
Eine fesselnde Fortsetzung der Reihe um Falck & Hedström, die idealerweise nicht ganz ohne vorherige Bekanntschaft mit den Protagonisten gelesen werden sollte!