Fiebertraum in Sleepy Horlow
Für seinen ersten Roman hat Iver Niklas Schwarz gleich mal ganz tief in die Spannungsthemen-Kiste gegriffen: die Suche nach einem Platz für ein Atommüll-Endlager, Umweltaktivismus, etwas DDR-Grenz-Geschichte, Rückkehr der Hauptfigur Lena in ihr enges Dorf, ein schweres Trauma aus Lenas früher Jugend ... Das ist Stoff genug, um sogar zwei Bücher zu füllen, zumal der Klappentext obendrein "das Böse" und damit die düstere Vorahnung von etwas Unheimlichem jenseits von Wissenschaft und Vernunft heraufbeschwört.
So folgen wir schon einigermaßen angegruselt der inzwischen 42-jährigen Lena, die als Teil des polizeilichen Schutzteams für die Landvermesser zum ersten Mal nach Jahren wieder ihr altes Heimatdorf betritt und dort fast ausschließlich auf feindlich gesinnte Menschen trifft. Denn die Dorfbewohner stehen dem Vermessungsprojekt für ein mögliches Endlager denkbar ablehnend gegenüber. Lenas Mutter macht da keine Ausnahme, und ihre Ablehnung ist noch viel persönlicher: "Du bringst den Tod", schleudert sie ihrer Tochter entgegen; das ist grausam und empört.
Denn Lena will doch nichts als endlich aufklären, warum ihr Bruder damals im Kummersee starb. Dementsprechend ignoriert sie jeden Widerstand - ebenso wie die Warnungen der unmittelbaren Nachbarin Tante Marlies vor dem Bösen, das unterm Kummersee schlummert - und macht weiter. Nicht einmal neue Todesfälle können sie aufhalten; und obwohl sie sich die Nägel blutig beißt im Versuch, ihrer Panik nicht zu erliegen, geht sie den Weg bis zum bitteren Ende.
Geschickt aufgebaut, hat mich der Roman von vorn bis hinten in seinen Bann gezogen. Über gut 500 Seiten fragt man sich, welches unerhörte Geheimnis sich verbirgt und welcher Natur dieses Geheimnis wohl ist, eher mysterymäßig oder eher realistisch ... Eines steht auf jeden Fall fest: Man wird nicht enttäuscht. Ein bisschen zu sehr hochgeschäumt sind die Wogen im Verlauf des Showdowns zwar für mein Gefühl, aber insgesamt gelingt es dem Autor prima, die innere Logik und Plausibilität seines Kummersee-Universums zu halten. Das Gleiche gilt für die Psychologie seiner Figuren, die bis in die Nebenrollen lebendig und glaubhaft ausgebildet sind; und gerade am Schluss gibt es da noch die eine oder andere Überraschung.
Auch die Sprache hat mir gefallen - obwohl ich von manchen hart an der Grenze operierenden Inquit-Formeln nicht so begeistert war, beweist der Autor auch auf dieser Ebene, wie gut er Dinge beobachten oder sie sich wahlweise vorstellen kann.
Alles in allem ein toll gelungenes Debüt, dem hoffentlich noch viele weitere Highlights aus der Tastatur des Autors folgen werden.
Wer gerne auf dem Grat zwischen Psychothrill und Mystery wandelt und vor heiklen Themen nicht Reißaus nimmt, dem und der empfiehlt die Buchprüferin: lesen!
So folgen wir schon einigermaßen angegruselt der inzwischen 42-jährigen Lena, die als Teil des polizeilichen Schutzteams für die Landvermesser zum ersten Mal nach Jahren wieder ihr altes Heimatdorf betritt und dort fast ausschließlich auf feindlich gesinnte Menschen trifft. Denn die Dorfbewohner stehen dem Vermessungsprojekt für ein mögliches Endlager denkbar ablehnend gegenüber. Lenas Mutter macht da keine Ausnahme, und ihre Ablehnung ist noch viel persönlicher: "Du bringst den Tod", schleudert sie ihrer Tochter entgegen; das ist grausam und empört.
Denn Lena will doch nichts als endlich aufklären, warum ihr Bruder damals im Kummersee starb. Dementsprechend ignoriert sie jeden Widerstand - ebenso wie die Warnungen der unmittelbaren Nachbarin Tante Marlies vor dem Bösen, das unterm Kummersee schlummert - und macht weiter. Nicht einmal neue Todesfälle können sie aufhalten; und obwohl sie sich die Nägel blutig beißt im Versuch, ihrer Panik nicht zu erliegen, geht sie den Weg bis zum bitteren Ende.
Geschickt aufgebaut, hat mich der Roman von vorn bis hinten in seinen Bann gezogen. Über gut 500 Seiten fragt man sich, welches unerhörte Geheimnis sich verbirgt und welcher Natur dieses Geheimnis wohl ist, eher mysterymäßig oder eher realistisch ... Eines steht auf jeden Fall fest: Man wird nicht enttäuscht. Ein bisschen zu sehr hochgeschäumt sind die Wogen im Verlauf des Showdowns zwar für mein Gefühl, aber insgesamt gelingt es dem Autor prima, die innere Logik und Plausibilität seines Kummersee-Universums zu halten. Das Gleiche gilt für die Psychologie seiner Figuren, die bis in die Nebenrollen lebendig und glaubhaft ausgebildet sind; und gerade am Schluss gibt es da noch die eine oder andere Überraschung.
Auch die Sprache hat mir gefallen - obwohl ich von manchen hart an der Grenze operierenden Inquit-Formeln nicht so begeistert war, beweist der Autor auch auf dieser Ebene, wie gut er Dinge beobachten oder sie sich wahlweise vorstellen kann.
Alles in allem ein toll gelungenes Debüt, dem hoffentlich noch viele weitere Highlights aus der Tastatur des Autors folgen werden.
Wer gerne auf dem Grat zwischen Psychothrill und Mystery wandelt und vor heiklen Themen nicht Reißaus nimmt, dem und der empfiehlt die Buchprüferin: lesen!