Starkes Debüt

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silke2207 Avatar

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Dreißig Jahre ist es her, dass Lena gemeinsam mit ihrem großen Bruder Tom im Kummersee, nahe ihres Heimatdorfes Horlow schwimmen war. Dabei kam ihr Bruder ums Leben und Lena kann diesen Tag nie vergessen, denn sie weiß, dass es etwas im See war, dass ihren Bruder unter Wasser zog. Nun ist sie gemeinsam mit ihrem Kollegen und einem Vermesserteam zurück in ihrer Heimat. Ausgerechnet der Kummersee wurde für Atommüllendlager vorgesehen. Am See trifft sie nicht nur auf eine Widerstandsgruppe, die gegen das Endlager protestiert, sondern auch auf ihre damalige große Liebe Andi, der sich als Filmer dem Team anschließt. Doch nicht nur die Widerständler sondern auch die ehemaligen Nachbarn in Horlow stellen sie gegen das Team. Währenddessen scheint es am Kummersee etwas zu geben, dass schon längst nicht mehr hätte da sein dürfen. Was geschah mit Tom? Wem kann Lena vertrauen? Und wohin verschwindet ein Teamkollege?
Das düstere, fast schon depressiv wirkende Cover machte mich neugierig und der Klappentext verspricht Hochspannung. Genau das erhält man auch mit Kummersee, denn dieses Buch punktet mit seiner geheimnisvollen, beinahe mysteriösen und düsteren Atmosphäre, die man durch das gesamte Buch fühlen kann. Der Kummersee wirkt unheimlich, die Dorfbewohner ebenfalls und man beobachtet das ganze mit einer leichten Gänsehaut.
Diese verdankt man auch dem Schreibstil des Autors Iver Niklas Schwarz, der geschickt mit vielen gruseligen Elementen spielt und dabei dem Leser ständig Bilder vors innere Auge zaubert. Perfektes Kopfkino, das mit Sicherheit auch als Film wirken würde.
Die Story ist mysteriös, mit Rückblicken gespikt, die noch einmal mehr das Unheimliche des Kummersees hervorheben. Inwieweit wir es hier wirklich mit etwas Übernatürlichem zu tun haben, verrate ich allerdings nicht. Ich fand die Auflösung durchaus gelungen und glaubwürdig.
Das Erzähltempo ist durch die kurzen Kapitel, die auf Cliffhangern enden, recht hoch gehalten. Immer wieder sorgen Plottwists für Spannung. Aber auch das Setting hat hier einiges zu bieten. Das kleine Dörfchen wirkt verloren, so einsam mitten im Wald und auch die Bewohner sind merkwürdige Gesellen. Aber auch der See, der schon seit Toms Tod abgesperrt und als verboten gilt, wirkt gruselig.
Lena als Protagonistin, die man auch durch einen personellen Erzähler begleitet, ist glaubwürdig. Ihre Vergangenheit trägt natürlich dazu bei, dass man sie misstrauisch beäugt. Dabei ist sie eigentlich durchweg loyal und energisch, denn sie versucht alles, um dem Geheimnis des Sees auf den Grund zu gehen.
Die Nebencharaktere sorgen immer wieder für neue Wendungen und geben dem Leser immer wieder Momente zum Nachdenken. Lenas Kollege mochte ich ganz besonders, da er fest an seine Kollegin glaubt und ihr Sicherheit gibt. Doch ob und wem man hier wirklich vertrauen kann, zeigt sich erst wirklich am Ende.
Mein Fazit: Das man hier das Debüt eines Autors liest, hat man zu keinem Zeitpunkt gemerkt. Sowohl Schreibstil als auch Tempo und Atmosphäre sind stimmig und machen das Buch zu einem Pageturner. Die Charaktere sind vielschichtig und nicht nicht leicht durchschaubar, was das Buch noch einmal spannender macht. Mich konnte Schwarz vor allem mit dieser drückenden, düsteren Atmosphäre am Ball halten und ich war durchweg auf die Auflösung gespannt. Chapeau, Herr Schwarz, ich freu mich auf mehr aus ihrer Feder.