Das letzte Abendmahl als Gummibärchenmarmeladenbrot und andere brotige Kuriositäten

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"Kunst findet eben nicht nur in Institutionen statt, sondern auch am Frühstückstisch zwischen Marmeladenglas und Buttersemmel."

Mit dem Hashtag #KunstGeschichteAlsBrotbelag hat die Herausgeberin dieses kleinen Bandes einen viralen Hype ausgelöst, der viele großartige Brotkreationen hervorgebracht hat, angelehnt an Meisterwerke der Kunstgeschichte. In diesem Büchlein sind die besten davon versammelt.

Von der Herausgeberin und ihrer Lügengeschichte mag man halten, was man will - ich bewerte hier das Buch. Und dazu gehört auch das Vorwort, verfasst von ebendieser mehr als umstrittenen Person. Dennoch - mir hat es sehr gefallen. Ich finde, M.S. Hingst bringt bündig und intelligent auf den Punkt, wie Kunst und Brot zusammenhängen, wo und wann Brot in der Kunst dargestellt wird, warum wir "brotlose Kunst" sagen. Hinter dem Projekt steckt der Gedanke, dass Kunst etwas Alltägliches sein sollte, etwas, das jeder beim Frühstück oder Abendbrot genießen und das Broteschmieren als Gelegenheit nutzen kann, selbst kreativ zu werden.

Die meisten der vorgestellten Kunstwerke kennt der Ottonormalverbraucher recht gut, und die meisten brotigen Umsetzungen sind auch wirklich äußerst gelungen. Meine Favoriten: Dalis "Beständigkeit der Erinnerung" als dreidimensionale Brotskulptur und "Das letzte Abendmahl" mit Gummibärchenaufreihung (da musste ich mal herzlich lachen). Von der Mona Lisa auf Brot kann man allerdings Albträume bekommen, und bei den Nägeln auf Leinwand bzw. Brot habe ich mich gefragt, warum man das Brot nicht mit Essbarem dekoriert, z.B. mit Nelken. Insgesamt gab es einige Zusammenstellungen, die sicherlich nicht verzehrbar sind. Wer will schon Schokocreme mit Senf und Oliven essen? Als Kunst ziemlich cool, zum Essen manchmal ungeeignet.

Insgesamt gefällt mir auch die minimalistische Aufmachung des Büchleins, sodass der Blick nicht abgelenkt wird von den großen und kleinen Kunstwerken. Es stört zwar schon ein bisschen , dass die Angaben zu Bild und Brot so schräg am Rand stehen und man entweder den Kopf oder das Buch drehen muss, aber es gibt Schlimmeres.

Ich finde diesen kleinen Kunstband sehr erfrischend und die Idee dahinter wertvoll, denn Kunst ist nicht nur etwas für Museumsbesucher und staunende Bewunderer, sondern eben für den normalen, kreativen Menschen, der eigentlich in uns allen steckt.