Nie die Hoffnung aufgeben

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buecherfan.wit Avatar

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In “Kurz bevor das Glück beginnt” erzählt Agnès Ledig die Geschichte der jungen Julie Lemaire, 20. Julie ist alleinerziehende Mutter des dreijährigen Lulu und arbeitet seit etwa zwei Jahren als Kassiererin in einem Supermarkt. Der Job ist hart und stressig, und Szenen wie die zu Beginn der Leseprobe haben zu einem Verlust ihrer Selbstachtung geführt. Ihr Chef Chasson feuert sie fast, weil in ihrer Kasse 50 Euro fehlen. Sie weiß, wer ihr das Geld gestohlen hat, wagt aber nicht, den Namen der Kollegin zu nennen. In dieser Situation spricht Paul Moissac, 51 sie freundlich an und zeigt Mitgefühl, als er eine Träne in ihrem Gesicht sieht. Er ist kürzlich nach 30 Jahren Ehe von seiner Frau Marlène verlassen worden und kommt offensichtlich mit seinem neuen Leben nicht zurecht. Aus dem Klappentext wissen wir, dass Paul Julie und ihren Sohn einladen wird, dass sie aber nach einer kurzen schönen Zeit ein Schicksalsschlag ihr Glück wieder zerstören wird.

Auf den ersten Seiten des Romans passiert jedoch noch nicht viel. Julies Lebensumstände werden aus ihrer Perspektive geschildert, und die Begegnung des deutlich älteren Paul mit der der desillusionierten jungen Frau wird vorbereitet.

In Frankreich wurde der Roman 2013 ein großer Erfolg und mit dem Prix Maison de la Presse ausgezeichnet. Für viele Kritiker und Leser liegt der Vergleich mit der bekannten Autorin Anna Gavalda nahe, die genauso wenig dafür prädestiniert war, eine erfolgreiche Bestsellerautorin zu werden wie die gelernte Hebamme Agnès Ledig. Mich interessiert, welche Berechtigung dieser Vergleich hat und ob Ledig eine ebenso fulminante Karriere beschert sein wird. Die Thematik ist jedenfalls interessant: mehr oder weniger geglückte Beziehungen, die Wechselfälle des Lebens, Liebe und Verlust und vor allem die Botschaft, dass man die Hoffnung nicht aufgeben darf, dass das Leben weitergehen muss. “Kurz bevor das Glück beginnt” scheint ein sehr schöner, berührender Roman zu sein.