C’est la vie

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Als Julie während ihrer Mittagspause zum Chef zitiert wird, sinkt ihre Laune noch weiter. Die Kassiererin in einem Supermarkt muss sich den Tag über viel von den Kunden gefallen lassen. Aber die Zwanzigjährige ist alleinerziehende Mutter eines dreijährigen Sohnes und benötigt den Job. Lulu ist ihr Ein und Alles. Am nächsten Tag beginnt ihr Urlaub und sie möchte nur noch für ihn da sein. Als kurze Zeit später der 30 Jahre ältere Paul vor ihr steht, kommt ihr seine Freundlichkeit wie Balsam vor.

Paul ist derzeit auch nicht glücklich. Er wurde nach 30 Jahren von seiner Frau verlassen und ist nun auf sich allein gestellt. Mit seinem Sohn Jérôme plant er, am nächsten Tag in das Ferienhaus in der Bretagne zu fahren. Beide haben die Erholung dringend nötig. Dessen Frau hatte Depressionen. An ihrem Suizid gibt sich Jérôme die Schuld. Kurzentschlossen lädt Paul auch Julie und ihren Sohn zu dieser Reise ein.

Die französische Autorin Agnès Ledig stellt auf den ersten Seiten ihres Romans drei Menschen vor, denen das Leben gerade übel mitspielt. Julie träumt von einer Karriere als Biologin. Die frühe Schwangerschaft und das nun anders verlaufende Leben zwingt sie zu ihrem ungeliebten Job. Paul scheint sehr spontan als er Julie an ihrer Kasse anspricht, mit ihm Essen zu gehen. Er kann es sich leisten, die junge Frau und ihren Sohn mit in sein Ferienhaus zu nehmen. Jérômes Charakter ist verschlossen und abweisend. Dennoch begleitet er seinen Vater und lernt durch die kindliche Sicht von Lulu eine vollkommen andere Logik kennen. Der erste Teil des Romans schildert dieses erste Kennenlernen und die drei verbringen wundervolle Wochen an der Küste Nordfrankreichs.

Im zweiten Drittel passiert ein Unglück, das weitreichende Folgen für die Beteiligten hat. Die vorher noch untypische Reisegruppe muss sich nun in der Not beistehen, damit niemand daran zerbricht. Diese Schilderungen werden von der Autorin überaus empathisch aufgebaut. Die Wendung der Geschichte kommt wie ein Paukenschlag. Dennoch hat der Leser Zeit, sich sein eigenes Verhalten in dieser Situation zu überlegen. Keine Situation wird übertrieben dargestellt und stets ist der Schmerz fühlbar, ohne allzu tragisch zu wirken. Die Schwärze in Julies Leben ist zwar allgegenwärtig, aber eben auch die Hoffnung. „Man steht alles durch, weil einem nichts anderes übrig bleibt.“

In diesem Roman geht es vor allem ums Emotionale. Immer wieder fließen dabei Lebensweisheiten ein, die zum innehalten anregen. Es geht um Liebe, Trauer, Hoffnung, Lebensmut, Zusammenhalt und vor allem Freundschaft. Trotz der zum Teil schwerverdaulichen Szenen vermittelt das Buch einen positiven Blick in die Zukunft. Das Buch fängt den französischen Lebensstil bildhaft ein, sodass man sich schnell in die jeweiligen Geschehnisse hineindenken kann. Es wird sich nur auf wenige Figuren beschränkt, die dann umso detaillierter gezeichnet werden. Tiefgründige Dialoge und eben der Mut, auch die dunklen Seiten im Leben in einem Roman zu behandeln, zeichnet dieses Buch aus.